Seiteninhalt

Pressemitteilungen


09.10.1997

Keine Tauben vergiften im Park

Gesundheitsamt: Taubenfüttern schadet Menschen und Tieren

(SMS) Hübsch anzusehen sind die Tauben auf den Kirchplätzen und in der Fußgängerzone. Wer hat nicht schon ab und an mal ein wenig Futter gestreut. Aber Tauben vergiften? Was im Kreislerschen Chanson schwarzer Humor ist, ist in unseren Städten Realität. Wir füttern die Tauben - und das in bester Absicht - zu Tode und schaden uns damit auch noch selbst. Das stellt die umweltmedizinische Abteilung des städtischen Gesundheitsamtes fest.

"Die natürliche Nahrung der Tauben besteht aus Kultur- und Wildpflanzen, Samenkörnern, wie auch Insekten, Schnecken und Würmern. Das was die Tauben beim Füttern durch Menschen meistens bekommen, sind Küchenabfälle, denen es an Eiweiß, Mineralien und Vitaminen fehlt", sagt Dorothee Schumacher-Boysen, Gesundheitsingenieurin in der umweltmedizinischen Abteilung des städtischen Gesundheitsamtes und schildert die Folgen der überreichlichen Fütterung mit mangelhafter Nahrung: Die Wildtauben werden aus den Stadtrandbereichen mit den natürlichen Futterquellen in das Stadtzentrum gelockt - sie verstädtern.

Durch das große Futterangebot wird eine übermäßige Vermehrung der Tauben begünstigt. Diese Übervölkerung und die nicht artgerechte Ernährung machen die Tauben anfällig für Krankheiten und Parasiten, die unter ungünstigen Umständen auch auf den Menschen übertragbar sind und Allergien auslösen können. Die Gesundheitsingenieurin nennt hier Parasiten wie die rote Vogelmilbe, die Larve des Speckkäfers und die Taubenzecke. Speziell der Taubenzecke ist durch Schädlingsbekämpfungsmittel kaum beizukommen - sie kann dreizehn Jahre lang ohne Nahrung auskommen, bevor sie ein neues Opfer findet.

Probleme bringen die Taubenschwärme auch für den Gebäudeschutz. Der Taubenkot enthält ätzende Harnsäure, die zu Gebäudeschäden führt und Denkmäler zerstört. Zudem können mit Kot verschmutzte Gehwege und Plätze bei feuchter Witterung besonders für ältere Menschen unfallgefährlich werden. "Auch der Sand in den Kästen von Kindergärten und Spielplätzen wird zuweilen erheblich verschmutzt und kann zu Krankheitsübertragungen führen", so Dorothee Schumacher-Boysen.

Wer also tierlieb ist, sollte den Tieren eine Chance geben, selbst nach ihrem Futter zu suchen und ihren Bestand auf Dauer den Bedingungen der Stadt anzupassen.