Münster (SMS) Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise sowie gestiegene Sach- und Materialkosten stellen den Kulturbereich in Münster weiterhin vor große Herausforderungen. Für die kommende Spielzeit hat das städtische Theater in seinem Wirtschaftsplan 2023/24 ein Defizit von knapp 729.000 Euro angesetzt. Über den neuen Finanzplan beraten die politischen Gremien zunächst am 27. April im Kulturausschuss, am 10. Mai soll der Rat über die Vorlage entscheiden.
Das Theater Münster prägt mit seinem Theater- und Konzertangebot die Kulturlandschaft Münsters wesentlich mit und strahlt mit seinen Aktivitäten weit über die lokalen Grenzen hinaus. Das soll nach Angaben von Kulturdezernentin Cornelia Wilkens in Zukunft so bleiben: „Das Theater setzt alles daran, sein bisheriges qualitätsvolles Angebot beizubehalten, auch wenn die jetzigen Zahlen nach innen knappere Ressourcen als ursprünglich geplant bedeuten.“
Für die Spielzeit 2023/24 geht das Theater nun von Einnahmen in Höhe von knapp 28,7 Millionen Euro aus. Der Betriebskostenzuschuss der Stadt Münster und des Landes NRW belaufen sich auf rund 24 Millionen Euro. Demgegenüber stehen Aufwendungen von insgesamt 29,4 Millionen Euro, von denen der größte Teil (21,6 Millionen Euro) auf die Personalkosten zurückzuführen ist.
Die schwierige Lage trifft nicht nur Münster, sondern den Großteil der Theater im Land. Kulturdezernentin Wilkens sieht daher die Landesregierung Nordrhein-Westfalens in der Pflicht: „Das Land muss sich endlich zu einer verlässlichen Kulturförderung bekennen. Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Mittelerhöhung muss in die Tat umgesetzt werden und die Mittel vor allem in der jetzigen Situation bei den Kulturschaffenden ankommen.“ Katharina Kost-Tolmein, Generalintendantin des Theaters Münster, sagt: „Das Theater ist auf einem guten Weg, die internen und externen Folgen der Pandemie und des Ukraine-Kriegs sind aber immens. Die gesamte Kulturlandschaft benötigt jetzt Solidarität und Rückendeckung durch Land und Stadt, um in dieser kritischen Phase nicht dauerhaft Schaden zu nehmen.“
Neben deutlichen Preissteigerungen in den Bereichen Bühnen- und Kostümbedarf, Gebäude-Unterhalt sowie stark gestiegenen Energiekosten hat das Theater nach wie vor mit einer geringeren Auslastung zu kämpfen. Zwar verzeichnete die städtische Kultureinrichtung zuletzt steigende Zuschauerzahlen und hat seit Beginn der Spielzeit 2022/23 wieder regelmäßig volle Platzkontingente zur Verfügung. Das Vor-Corona-Niveau mit mehr als 200.000 Besucherinnen und Besuchern wird laut Prognose jedoch erst mit der Spielzeit 2026/27 erreicht werden. Für die kommende Spielzeit kalkuliert das Theater Münster in seinem Wirtschaftsplan zunächst mit einer Steigerung von 20 Prozent gegenüber den Besucherzahlen der Spielzeit 2022/2023.
Erstmals seit zehn Jahren soll es Anpassungen im Bereich der Theater- und Konzertpreise geben, die im NRW-weiten Vergleich nach wie vor im unteren Bereich liegen. Die aktuelle Planung sieht pauschale Ticketpreissteigerungen von zehn Prozent im Rang des Großen Hauses vor. Im Kleinen Haus, im Studio und im Parkett setzt das Theater Erhöhungen von 20 Prozent an. Darüber hinaus ist für die Folgespielzeit eine weitere, differenzierte Preisanpassung um fünf Prozent vorgesehen. Die Rabattsätze der Abonnements bleiben unverändert.