Münster (SMS) Um den Bedarf an vollstationären Pflegeplätzen in Münster mittel- und langfristig zu decken, schreibt die Stadtverwaltung erstmals seit Einführung der verbindlichen Pflegeplanung 101 zusätzliche Plätze öffentlich aus. Das hat der Rat in seiner Sitzung vom Mittwoch, 13. Dezember, beschlossen. Bis zum Jahr 2026 werden insgesamt 162 zusätzliche Plätze benötigt. 61 davon werden voraussichtlich durch neue Pflege-Wohngemeinschaften gedeckt. Das geht aus dem Kommunalen Pflegebedarfsplan 2023-2026 der Stadt hervor, den der Rat ebenfalls am Mittwoch entgegennahm. Die verbindliche Bedarfsplanung läuft seit dem Jahr 2015.
Die Zahl älterer Menschen in Münster steigt stetig an. Durch die zahlenmäßig starke Generation der Babyboomer, die aktuell ins Rentenalter kommt, gewinnt diese Entwicklung zusätzlich an Dynamik. Nach Berechnungen des Statistischen Landesamtes IT.NRW wächst die Zahl der pflegebedürftigen Personen in Münster demnach bis zum Jahr 2050 um 48,8 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen wird insgesamt ein Anstieg von 30,4 Prozent erwartet.
Aktuell gibt es in Münster 32 vollstationäre Pflegeeinrichtungen mit mehr als 2.600 Dauerpflegeplätzen sowie ergänzend eine stationäre Einrichtung für Menschen mit Intensivpflegebedarf mit 18 Plätzen sowie rund 70 Plätze in der solitären Kurzzeitpflege. Ende 2021 lebten laut Kommunalem Pflegebedarfsplan 2.655 pflegebedürftige Menschen in einer vollstationären Pflegeeinrichtung in Münster – und damit fast genauso viele wie zwei Jahre zuvor.
Pflegeinfrastruktur stößt an ihre Grenzen
Um den aktuellen Pflege- und Betreuungsstandard in der Stadt aufrechtzuhalten, müsste die Zahl der Pflegefach- und Pflegehilfskräfte – parallel zur wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen – deutlich gesteigert werden. Doch bereits heute stößt die bestehende Pflegeinfrastruktur in Münster an ihre Grenzen. Der Ausbau stagniert und nicht alle Plätze in den stationären Einrichtungen oder Pflegewohngemeinschaften können wegen des massiven Personal- und Fachkräftemangels belegt werden.
In den kommenden Jahren dürft sich die angespannte Lage weiter verschärfen. Demnach sind 36 Prozent der derzeit Pflegenden älter als 50 Jahre. Zudem geht rund jede zehnte Pflegekraft in Münster in den kommenden fünf Jahren in Rente, wie aus dem Kommunalen Pflegebedarfsplan hervorgeht. Selbst die Gewinnung von neuen Pflegekräften durch Ausbildung, Umschulung oder Zuzug aus dem Ausland reicht voraussichtlich nicht aus, die entstehende Lücke zu schließen.
Neben einer Weiterentwicklung der Angebotslandschaft in Münster sieht die Stadt daher den Ausbau von präventiven und vorpflegerischen Angeboten sowie die Förderung und Unterstützung informeller Netzwerke als zwingend notwendig an. Dabei sollen Verwaltung und professionelle Anbieter gemeinsam mit ehrenamtlichen und privaten sozialen Netzwerke und Familien unterstützende Strukturen zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen entwickeln.