In kurzen Einführungen umrissen Dagmar Arnkens-Homann, wissenschaftliche Mitarbeiterin im städtischen Frauenbüro, und Arbeitskreissprecherin Dr. Julia Paulus Fragestellungen, die auf die mangelnde Präsenz von Frauen im Kultur- und Kunstbetrieb verwiesen. Nach den ersten städtischen Frauenkulturwochen ´97 und der Vorlage der Broschüre "Künstlerinnen aus Münster" sei es nun Zeit, die gesammelten Erfahrungen zu "Frauenkunst" und "Frauenkultur" gebündelt für neue Aktivitäten fruchtbar zu machen.
Wie stellt sich die Situation von Künstlerinnen dar? Wie läßt sich der kulturelle Mangel an weiblicher Öffentlichkeit beheben? Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven analysierten Dr. Birgit Schulte (Karl-Osthaus-Museum Hagen) und Silke Rehberg, freischaffende Skulpturen-Künstlerin aus Münster, diesen Bereich. Kunst lasse sich nicht über eine Quotierung regeln, war einhelliger Tenor. Auch die Frage nach einer weiblichen Ästhetik sei nicht schlüssig zu beantworten.
Dennoch seien gesetzliche Hilfsmittel nötig, zumindest da, wo Frauen immer noch unterrepräsentiert seien. In Kuratorien etwa oder auch bei Jurybesetzungen, also in Gremien, die letztlich wieder über Qualität von Kunst entscheiden. Eine erste Forderung in diesem Zusammenhang hieß es denn auch: Anonymisierung des Bewerbungsverfahren bei Preisentscheidungen. Allen gegenteiligen Behauptungen zum Trotz: Es habe sich gezeigt, daß Kunst von Frauen bei solchen Verfahren um ein Vielfaches eher zum Zuge kommen.
Als wichtige Anregung werte diesen Vorschlag Bernadette Spinnen, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Münster, die zusammen mit Ursula Theißen, Leiterin des Frauenkulturbüros NRW, das Thema "Künstlerinnenförderung" aus der Sicht der Verwaltung und Lobbyistin durchleuchteten. Wenn auch Kunst nicht quotiert werden könne, so ließen sich über Quotierungsmaßnahmen zumindest die noch ungleichen Strukturbedingungen zugunsten von Künstlerinnen verbessern, resümmierte Theißen. Die Verankerung von frauenspezfischen Perspektiven in die der kommunalen Kulturpolitik war ein Anliegen der Fachtagung. "Diesem Ziel sind wir ein Stück näher gekommen", bemerkte Julia Paulus abschließend auch mit Blick auf die Diskussionsrunde mit Politikerinnen aus Münster. Sie hätten die Chance neuer Inhalte als Auftrag erkannt. Ohne Frauen ist eben keine Kultur zu machen - erst recht nicht bei den 2. Frauenkulturwochen vom 21. Oktober bis 6. November in Münster.