24.03.1999

Lesungen, Vorträge und Gespräche führen europäische Lyrik zusammen

Lyrikertreffen in Münster vom 29. April bis zum 2. Mai mit Autorinnen und Autoren aus dem deutschen und französischen Sprachraum / Auftakt und Schlußpunkt mit den Poesiepreisträgern Naum und Pastior

(SMS) In Lesungen, Vorträgen, Gesprächen und einer Ausstellung führt das 11. Lyrikertreffen in Münster auch 1999 wieder wichtige Vertreterinnen und Vertreter der europäischen Lyrik, Literaturwissenschaft und Kritik zusammen. Schwerpunkt des Treffens vom 29. April bis zum 2. Mai ist die Lyrik des französischen und des deutschen Sprachraumes. Einen besonderen Akzent setzen die Veranstalter - Stadt, Literaturverein Münster und die Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit - auf das Werk des rumänischen Dichters Gellu Naum und dessen Übersetzer Oskar Pastior. Naum/Pastior sind die diesjährigen Träger des Preises des Stadt Münster für Europäische Poesie.

"Das Lyrikertreffen hat sich zu einer internationalen Größe im Kulturprogramm der Stadt entwickelt", so Münsters Kulturdezernentin Helga Boldt zum Festival, das seit nunmehr 20 Jahren in zweijährigem Rhythmus Dichterstimmen aus Europa zusammenführt. Öffentliche Abendlesungen und Diskussionen im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Münster, Gespräche und Lesungen in Schulen sowie die Ausstellung "Wortreiche Landschaft" in der Stadtbücherei sind markante Bausteine des diesjährigen Treffens. Beiträge zur aktuellen poetologischen Diskussion und zur Problematik des Übersetzens geben Impulse für die Vermittlung und das Verständnis von zeitgenössischer Dichtung. Die künstlerische Leitung liegt erneut bei Hermann Wallmann, Norbert Wehr und Dr. Susanne Schulte.

Ausstellung "Wortreiche Landschaft"

Auftakt und Finale des viertägigen Treffens bleibt den Poesiepreisträgern vorbehalten. Gellu Naum (Bukarest) und Oskar Pastior (Berlin) bestreiten am Donnerstag, 29. April, die erste Lesung, die von dem Übersetzer und Literaturwissenschaftler Ernest Wichner (Literaturhaus Berlin) moderiert wird. Einige Tage zuvor, am Sonntag, 25. April, führt Max Blaeulich in das Werk des rumänischen Schriftstellers ein. Unter dem Titel "Von weit her" erkundet der Salzburger Autor und Herausgeber den literarischen und historisch-politischen Kontext der Entstehung und Übersetzung des Werkes von Naum. Im Anschluß an diesen Vortrag wird die Ausstellung "Wortreiche Landschaft. Deutsche Literatur aus Rumänien" in der Stadtbücherei eröffnet. Zahlreiche Bücher und Wandtafeln geben einen Überblick über die rumäniendeutsche Literatur mit Textbeispielen vom 12. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Einführung übernimmt Renate Florstedt vom Leipziger Verein BlickPunktBuch, der die Präsentation zusammentrug.

Stimmen aus Frankreich und Belgien

Lyriker aus Frankreich und Belgien vereint die Abendlesung am 30. April unter Leitung des Pariser Literaturwissenschaftlers und Übersetzers Jürgen Ritte. Er hat dazu den auch in Deutschland bekannten Jacques Roubaud und die in Algier geborene Lyrikerin Michelle Grangaud eingeladen. Sie hat sich nicht nur mit eigenen Gedichten, sondern auch als Übersetzerin - u.a. von Texten Oskar Pastiors - profiliert. Zu Gast in Münster sind ferner der belgische Lyriker, Novellist, Essayist und Diplomat (!) Philippe Cantraine und der Lyriker Emmanuel Hocquard, der auch amerikanische Poesie übersetzt. Vertreter der jüngeren Generation ist Pierre Alféri, ebenfalls Übersetzer aus dem Amerikanischen und Herausgeber der Zeitschrift "Revue de Littérature générale".

Einen Einblick in die französischsprachige Poesie Afrikas und der Antillen gibt bereits in Vortrag und Lesung am Nachmittag der münstersche Autor Abdellatif Belfellah. Im Anschluß runden der Literaturwissenschaftler Thomas Schestag und der Lyriker und Romancier Michael Donhauser den französischsprachigen Teil ab. Ihr Programm: Übersetzungen von Mallarmé und Rimbaud, Klassikern der französischen Moderne.

Die Auswahl der deutschsprachigen Autorinnen und Autoren hat der Literaturkritiker und Herausgeber Michael Braun, zugleich auch Mitglied der Jury des Poesiepreises, übernommen. Unter seiner Regie lesen am 1. Mai neben Volker Baun und Günter Herburger der Lyriker und Kritiker Gregor Laschen und der Herausgeber und Autor Michael Buselmeier. Ihnen zur Seite stellt Braun die jüngeren, in der DDR geborenen Lyriker Christian Lehnert (Dresden) und Lutz Seiler, der zur Zeit das Peter-Huchel-Haus in Wilhelmshorst leitet.

Shakespeare-Sonette

Am Nachmittag reflektieren Ulrike Draesner - schon 1995 Gast beim Lyrikertreffen - und Franz Josef Czernin in Lesung und Gespräch ihre Nachdichtungen von Shakespeare-Sonetten. In Lesung und Gespräch geht es dabei auch um den Einfluß ihrer beider Auseinandersetzung mit der strengen Sonett-Form auf die eigene Poetik.

Seinen feierlichen Abschluß findet das Treffen mit der Verleihung des Preises für Europäische Poesie. Gellu Naum und Oskar Pastior nehmen die mit 30 000 Mark dotierte Auszeichnung am Sonntag, 2. Mai, um 11 Uhr im Rathausfestsaal aus den Händen der Oberbürgermeisterin entgegen.

Karten für das Lyrikertreffen: Theaterkasse der Städtischen Bühnen Münster, Tel. (02 51) 41 467 100.