28.01.1999

Archäologen hoffen auf wertvolle Münster-Schätze in der Stubengasse

Grabungen gehen in die letzte Runde / Parkplatz-Zufahrt wird verlegt

(SMS) 30 000 Quadratmeter für den innerstädtischen Einzelhandel, für Wohnungen, Dienstleistungen, Gastronomie und Tiefgarage - das sind die Planungen für den Parkplatz Stubengasse. Vor dem ersten Spatenstich zur Bebauung der letzten großen Baulücke in der Altstadt haben noch einmal die Archäologen das Wort: Sie wollen dem Boden im letzten Untersuchungsabschnitt nach den bisherigen aufsehenerregenden Funden, die schon jetzt bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen, noch ältere Objekte "entlocken". Für diese abschließenden Grabungen im südlichen Areal wird die Zufahrt zum Parkplatz um einige Meter vorverlegt.

Die Vorbereitungen für das Projekt Stubengasse mit der Stärkung von Handel und Dienstleistung in der City gehen zügig voran, kaum ein Jahr liegt zwischen dem Beginn des Planverfahrens und der Umsetzung: "Schon im Sommer kann der Rat den entscheidenden Satzungsbeschluß fassen, Baubeginn ist nach den Plänen des Investors für Herbst ´99 vorgesehen", erläutert Projektleiterin Dr. Annemarie Janetzki Zeitabläufe. Die Planungen basieren auf einem Investoren- und Bauwettbewerb, aus dem das Team RKW (Architekten), Hochtief (Projektentwicklung) und Nordrheinische Ärzteversorgung (Investor) als Sieger hervorging. Der Bebauungsplan liegt vom 8. Februar bis 8. März im Vermessungs- und Katasteramt im Stadthaus I (Zimmer 669) aus.

Noch graben sich indes nicht die Bagger der Investoren, sondern die der Archäologen der städtischen Denkmalbehörde in die Tiefen des Erdreichs. Vorbereitend müssen sechs Bäume (Linden und Platanen) entfernt werden, da ihr Wurzelwerk weit in die betroffenen Flächen reicht. Die anderen Bäume bleiben zunächst erhalten, darunter dauerhaft die große Platane am Eingangsbereich der Stubengasse. Damit die Parkplätze im übrigen Bereich genutzt werden können, verlegt die Westfälische Bauindustrie (WBI) als Betreiberin des Parkplatzes die Zufahrt. Ab Montag (8. Februar) erreichen Autofahrer die Stubengasse über die neue Einfahrt einige Meter vor dem Kassenhäuschen. Für eine entsprechende Beschilderung wird gesorgt.

Für den letzten Untersuchungsabschnitt haben sich die Archäologen einiges vorgenommen. "Wir erwarten im südlichen Bereich Überreste des Klarissenklosters aus dem Jahr 1603 mit dem angrenzenden Friedhof", so Stephan Winkler von der städtischen Denkmalbehörde. Möglicherweise gelingt sogar der Sprung ins neunte Jahrhundert: "Wir wissen aus historischen Quellen um den Hof ´Eschhues´", so der Grabungsleiter weiter. "Vielleicht gibt der Boden ja Hinweise und Objekte zu dieser frühmittelalterlichen Anlage, von der wir so wenig wissen, noch frei". Die bisherigen Ergebnisse der ersten beiden Grabungsabschnitte von 1997 und 1998 präsentiert das Stadtmuseum an der Salzstraße in einer Ausstellung. Sie stößt auf so große Resonanz - über 26 000 Besucher bisher - daß sie bis Mitte April verlängert worden ist.