03.05.1999

LVM-Kunstförderung: Votum für künstlerische Auseinandersetzung mit der Natur

Oberbürgermeisterin Tüns nahm Preis für die Stadt entgegen / Drei junge Künstler ausgezeichnet

(SMS) Zum zweitem Mal haben die LVM-Versicherungen den auf 50 000 Mark dotierten "LVM-Kunstförderpreis für Münster" vergeben. Die Auszeichnung ist ein Geschenk des Unternehmens an die Stadt, um die Arbeit junger ambitionierter Künstlerinnen und Künstler zu unterstützen. Nach dem Patenschaftsprinzip hat der international renommierte Künstler Mark Dion in diesem Jahr die Auswahl der jungen Preisträger vorgenommen. Oberbürgermeisterin Marion Tüns nahm die Auszeichnung von LVM-Vorstandsmitglied Jochen Herwig für Anne Gudjónsdóttir, Florian Hüttner und Till Krause entgegen.

"Der LVM-Förderpreis unterstützt in dankenswerter Weise die Arbeit junger Künstlerinnen und Künstler, die sich auf dem Weg zur nationalen, vielleicht auch internationalen Anerkennung befinden. Gleichzeitig ist er aber auch ein richtungsweisender Akzent im Engagement Münsters für die junge Kunst", betonte Oberbürgermeisterin Tüns bei der Preisübergabe.

"Im Leben Münsters stellt der Preis einen wichtigen Markstein für ein hochkarätiges Angebot an Kultur und Kunst dar. Die Förderung trägt in bedeutendem Maße zur kulturellen Identität der Stadt bei, die sich als Referenzort junger Kunst in den letzten Jahren immer stärker profiliert hat", sagte Kulturdezernentin Helga Boldt.

Anläßlich des 100jährigen Firmenjubiläums hatte die Versicherung der Stadt Münster 1997 erstmals den Kunstförderpreis geschenkt. Diesmal gehen 21 000 Mark des auf 50 000 Mark dotierten Preises direkt an die Künstler, der Rest in eine Ausstellung der Preisträger in Münster in Zusammenarbeit mit der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp. Die Installation wird von einer Publikation begleitet.

Der Künstler Mark Dion hat in diesem Jahr drei Künstler für den LVM-Förderpreis ausgewählt, die sein künstlerisches Interesse an dem Thema Natur teilen, und die mit ihm in der Vergangenheit bereits an Ausstellungen mitgewirkt haben. Dion - Teilnehmer der Bienale 1996 in Venedig - ist damit einer Einladung des städtischen Kulturamtes und der LVM-Versicherungen gefolgt, die Patenschaft für den Förderpreis ‘99 zu übernehmen. Zentrales Thema in den Arbeiten des New Yorkers ist die Natur, und wie der zeitgenössische Mensch Natur wahrnimmt. Dem münsterschen Publikum ist er bekannt durch seinen vielbeachteten Beitrag "The Grotto of the sleeping Bear" zur "skulptur projekte 97" und durch die Fortführung der Arbeit mit "Grotto of The Sleeping Bear Revisited" in der Ausstellung "post naturam" 1998 im Geologisch-Paläontologischen Museum.

Ästhetische Positionen zum Bild von der Natur

"Im Zeitalter der medialen Reproduktion von Wirklichkeit stellen die drei jungen Preisträger eine Ausnahme dar. Ihre Kunst ist eine subtile zeitgenössische Huldigung an unser lebendiges Gegenüber in der Natur", stellte Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp, die künstlerischen und ästhetischen Positionen der drei Preisträger vor.

Florian Hüttner, 1964 in Bad Tölz geboren, beschäftigt sich besonders mit dem mächtigsten Gewächs, dem Baum. In seinem neuesten Projekt hat der Künstler in einer Grünanlage tote Baumstämme "gepflanzt" und erzeugt damit ein zeitgenössisches Memento Mori.

Till Krause, 1965 in Hamburg geboren, sammelt und dokumentiert ausgewählte fragmentarische - singulare, fast unscheinbare Aspekte der Natur. Im Mittelpunkt seines neuesten Werkes stehen fotografische Aufnahmen einzelner Gesteine. Akribisch gerahmt und aufgereiht wirken sie auf den Betrachter beunruhigend vieldeutig. Einerseits veranschaulichen sie die kühle Kalkuliertheit einer naturwissenschaftlichen Untersuchung, andererseits strahlen sie poetische, fast meditative Qualität aus. Natur wird als Objekt der menschlichen Ratio und wissenschaftlichen Neugier thematisiert und bildet zugleich ein eigenständiges Gegenüber, das Empfindungen, Sinnlichkeit und Gefühl anspricht.

Auch die 1959 in Reykjavik (Island) geborene Künstlerin Anne Gudjónsdóttir beschäftigt sich mit dem Bild der Natur. In ihren großformatigen Malereien finden sich Szenen aus einer kargen Landschaft und Detaildarstellungen der Oberflächen von Felsen, die auf den ersten Blick wie abstrakte Farbformkompositionen wirken. In großformatigen Landschafts-Fotografien setzt sie sich mit ihrer Heimat auseinander, vermeidet aber jede Romantisierung. Die grandiose Erhabenheit der Motive ist spürbar.

In den vergangenen Jahren haben die Künstler häufig an gemeinsamen Aktionen gearbeitet, beispielsweise im Ausstellungsprojekt "Galerie für Landschaftskunst". Für Münster haben die drei Preisträger einzelne Kunstwerke konzipiert, die einander ergänzen werden.