Die im August des vergangenen Jahres begonnene Sanierung der Häuser am Breul hat in mehrfacher Hinsicht Modellcharakter. Der 1996 von der Stadt Münster erworbene Gebäudekomplex war schon vor über hundert Jahren als stadtnaher Wohnraum für Bevölkerungsgruppen mit niedrigem Einkommen geschaffen worden. "Dieses ursprüngliche Konzept wollten wir erhalten. Das war auch ein Grund, warum wir uns für die Sanierung und gegen einen Neubau entschieden haben", erläutert Stadtdirektor Horst Freye. Die Modernisierungsmaßnahmen sollten zudem ökologische Gesichtspunkte des Bauens berücksichtigen und eine weitgehende Beteiligung der Bewohner von der Planung bis zur Realisierung gewährleisten. Auf diese Weise wollte man die Bedürfnisse der Mieter einbeziehen, die Kosten im Rahmen halten und preiswerten Wohnraum sicherstellen.
Von vornherein lagen die Sanierungsarbeiten in den Händen eines Arbeitsteams, das sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Münster als Bauherrin, der mit der Projektsteuerung betrauten Landesentwicklungsgesellschaft NW (LEG) in Dortmund, dem Architekturbüro Schröder + Partner und den Bewohnern zusammensetzt. In der ersten Bauphase seien die Bewohner nicht nur in Ersatzwohnungen umgezogen, sondern hätten mit insgesamt 2100 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden selbst Hand bei den Aufräum- und Abbrucharbeiten angelegt, erläutert Birgit Breustedt-Stiepelmann von der LEG. Auch in der jetzigen Phase der Innenherrichtung der Wohnungen, Treppenhäuser, Keller und Außenanlagen fallen weitere 2000 freiwillige Arbeitsstunden an.
Kein Wohnraum ‘von der Stange’
Die hohe Identifikation der Bewohner habe mit dazu beigetragen, daß kein Wohnraum ‘von der Stange’ entstanden sei, betont Breustedt-Stiepelmann. Auf umgerechnet 200 000 Mark Kostenersparnis schätzt sie die Bewohnerbeteiligung. Das Ergebnis: Mit der Sanierung ist nicht nur die Wohnfläche von 1076 auf 1194 Quadratmeter erweitert worden. Mitten in der Innenstadt sind zwanzig individuell gestaltete Wohneinheiten zwischen 35 und 108 Quadratmeter für einen Quadratmetermietpreis von derzeit 8,85 Mark monatlich entstanden.
Auch im Bereich des sozialen und ökologischen Bauens hat das Projekt Furore gemacht. Das Bundesbauministerium lobte im "Bundesbaublatt" die Kombination von innovativem und umweltgerechtem Bauen, intensiver Bewohnerbeteiligung und Erhaltung historischer Bausubstanz als beispielgebend. Als Pilotprojekt für sozialverantwortliche Wohnungsversorgung wird die Sanierung der Häuser durch begleitende Forschung des Bundes im Bündnis "Städte der Zukunft" untersucht.
Bereits bei der Gebäudedämmung haben Energiesparkonzepte eine wichtige Rolle gespielt. In Zukunft wird Regenwasser für die Toilettenspülung und Gartenbewässerung genutzt. Ein Blockheizkraftwerk, in dem Strom, Heizwärme und warmes Wasser erzeugt werden, wird von den Bewohnern, die im "Verein zur Erhaltung preiswerten Wohnraums" zusammengeschlossen sind, in eigener Verantwortung betrieben.