23.07.1998

Bekanntschaft mit Münster in Mexiko und Michigan

Stadtverträgliche Verkehrspolitik liefert Unterrichtsstoff und ermuntert Amerikaner zum Umsatteln

(SMS) „Auf etwa 450 Rädern kommen die Doktoren und Professoren zur Universität, auch die Hausmeister der Uni-Kliniken kommen mit dem Fahrrad. Die Postboten sitzen auf gelben Rädern, die Polizisten auf schwarzen. Der Oberbürgermeister radelt, die Bäcker radeln, die Nonnen radeln.“ Sieht man davon ab, daß es richtig „die Oberbürgermeisterin“ heißen müßte, dürfte die Schilderung in etwa zutreffen. Sie stammt aus Mexiko-City, der weltweit am meisten von Autoabgasen belasteten Stadt, und dient dort als Lernstoff für „Deutsch als Fremdsprache“.

Die Schülerinnen und Schüler der Deutsch-Mexikanischen Schule lernen in einem eigenen Kapitel des Lehrbuches Münster in Wort und Bild kennen. Sie machen mit dem Prinzipalmarkt Bekanntschaft. Sie erfahren, daß der Umweltverbund wichtig ist, um den Pendler-Verkehr in den Griff zu bekommen. „Erich Walbaum, Vater von sechs Kindern“, erläutert ihnen das: Jeden Tag radelt er zum Bahnhof Davensberg, besteigt den Zug nach Münster, setzt sich am Hauptbahnhof auf sein Zweitrad und ist ein paar Minuten später im Büro.

Einige tausend Kilometer nördlich von Mexiko-City kann man unversehens wieder auf Münster stoßen, beispielsweise in Traverse City im US-Bundesstaat Michigan. Dort entdeckte ein Münsteraner im Rathaus eine Veröffentlichung, die für das stadtverträgliche Verkehrsmittel Fahrrad warb. „In dieser Broschüre ist Münster zusammen mit Groningen als beispielhaft für Fahrradfreundlichkeit genannt“, berichtete er Oberbürgermeisterin Marion Tüns und legte zum Beweis sein Mitbringsel dem Schreiben bei.