Nach der Pflegeversicherung haben Angehörige und ehrenamtlich in der Pflege Tätige einen Anspruch auf kostenlose Pflegekurse und häusliche Schulungen. So wichtig dieser Anspruch ist, bei der Einlösung in der Praxis waren die Schwierigkeiten von vornherein absehbar.
Berthold Dietz, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Modellprojekts „Pflegeversicherung und Pflegemarkt“: „Mal sind gleichzeitig mehrere Kurse verschiedener Kassen für die Versicherten im Angebot. Sie kommen aber nicht zustande, weil sich mit Versicherten einer einzigen Kasse die Teilnehmerliste kaum füllen läßt. Dann gibt es wieder Zeiten ohne jedes Kursangebot. Bei alledem war zu befürchten: Je mehr parallel angebotene Schulungen ausfallen, umso weniger wird es in Zukunft geben - obwohl sie für viele pflegende Angehörige unverzichtbar sind.“
Berthold Dietz zog die Konsequenz. Er lud Kassen, Kursanbieter und das städtische Infobüro Pflege bereits vor zwei Jahren an den runden Tisch. Die Beteiligten gründeten einen Arbeitskreis, um ihre Leistungen zu koordinieren und den Versicherten kassenübergreifend zugänglich zu machen. Ein Ergebnis: Um ein bedarfsgerechtes Angebot sicherzustellen, bezahlen die Pflegekassen Schulungen auch dann, wenn sie von Vertragspartnern anderer Kassen durchgeführt werden.
Entsprechend positiv war jetzt die Bilanz beim Abschlußtreffen des Arbeitskreises. Vor drei Jahren mußte jeder zweite Kurs mangels genügend Teilnehmern ausfallen. Im vergangenen Jahr betrug die Ausfallquote nur noch 30 Prozent. „Seit Gründung des Arbeitskreises liefen 24 mehrwöchige Pflegekurse und eine Vielzahl von Schulungen in der häuslichen Umgebung“, berichtet Berthold Dietz.
Die Kurse haben sich bewährt. Sie vermitteln pflegenden Angehörigen praktische Hilfestellung. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können sich aber auch mit anderen Pflegenden austauschen. Daraus ist schon so mancher Gesprächskreis und manches private „Hilfe-Netzwerk auf Gegenseitigkeit“ entstanden. Gezeigt hat sich außerdem, daß Kurse für spezielle Anforderungen wichtig sind, beispielsweise für die Pflege von altersverwirrten Menschen.
Weitere Informationen über Kurse und häusliche Schulungen gibt das Informationsbüro Pflege, Telefon 4 03 83 und 5 13 38.