„Die Ausstellung ist inzwischen durch mehrere deutsche Städte gegangen und hat überall ein lebhaftes Echo hervorgerufen“, so die Oberbürgermeisterin weiter. „Auch in Münster ist über Sinn und Bedeutung einer solchen Ausstellung gerade im Jahr des Westfälischen Friedens intensiv nachgedacht worden. Dies gilt nicht nur für die Volkshochschule, sondern auch für Verwaltung und Rat. Am 6. Mai 1997 haben sich im Kulturausschuß alle im Rat vertretenen Parteien für die Durchführung der Ausstellung in Münster ausgesprochen. Die Zeit scheint also auch in unserer Stadt reif zu sein, um in einem kritischen und fundierten Dialog die Rolle der Wehrmacht im Krieg gegen die Sowjetunion öffentlich zu diskutieren.“
Insofern verstehe die Stadt die Ausstellung „Vernichtungskrieg - Verbrechen der Wehrmacht“ auch als einen Beitrag zum Friedensjahr 1998. „Geht es doch“, wie die Oberbürgermeisterin betont, „bei unserem Jubiläum auch darum, nicht nur auf das glückliche Ende von Kriegen zu schauen, sondern Ursache und Entstehen von Gewalt, Terror und Krieg zu diskutieren, die nach dem Ende des 30-jährigen Krieges Deutschland, Europa und die Welt immer wieder erschüttert haben.“
Im Zentrum des VHS-Projektes steht die Ausstellung des Hamburger Institutes für Sozialforschung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944", die vom 21. August bis 24. September in VHS-Überwasser, Katthagen 7, gezeigt wird. Wie die Fernsehserie "Holocaust" vor nahezu zwei Jahrzehnten oder der Kinofilm "Schindlers Liste", vielleicht noch wie die Debatte über Goldhagens Thesen ist die sogenannte "Wehrmachtsausstellung" zu einem öffentlichen Ereignis geworden. Das ist das zentrale positive Ergebnis der Ausstellung: Sie hat einen in Historikerkreisen seit vielen Jahren bekannten Forschungsstand zu einem öffentlichen Thema gemacht, an dem sich inzwischen nach 26 Stationen viele Hunderttausende beteiligt haben. Die Volkshochschule nimmt die Ausstellung zum Anlaß für einen sachlichen, sicher auch kontroversen Diskurs über die Frage, wie es zu dieser Barbarei des Krieges vor gerade einmal 50 Jahren kommen konnte. Nicht der inzwischen in allen Schattierungen ausgefochtene Streit um die Ausstellung sollte laut VHS-Direktor Dr. Hans W. Gummersbach in Münster im Mittelpunkt stehen, sondern das, was Christa Nickels in der eindrucksvollen Debatte des Deutschen Bundestags im Frühjahr des vergangenen Jahres gesagt hat: "Das Beste was uns passieren könnte, wäre, wenn wir ein Klima in Deutschland bekämen, in der die Väter und Mütter und die Kinder endlich einmal in aller Ruhe darüber reden könnten, was ihnen passiert ist und warum das so gekommen ist." Für Polemik, so Gummersbach, eigne sich das ernste Thema nicht: „Münster sollte nicht München werden!“ Die Voraussetzungen für einen sachlichen öffentlichen Diskurs in Münster sind gegeben: der Konsens der im Rat der Stadt vertretenen politischen Parteien und der neutrale nichtpolarisierende Veranstalter Volkshochschule sowie die erklärte Absicht, behutsam mit dem schwierigen Thema umzugehen. Die Ausstellung zeigt eine Facette der Brutalität und Grausamkeit des Krieges, der von Deutschland ausging. Kulturdezernentin Helga Boldt: „Wir wollen einen Rahmen schaffen, in dem Betroffenheit zugelassen werden kann, Offenheit für Fragen entsteht und in generationsübergreifendem Dialog nach Antworten gesucht werden kann.“ Das eindrucksvolle Begleitprogramm der Volkshochschule und anderer Einrichtungen in Münster beschäftigt sich in Podiumsdiskussionen, wissenschaftlichen Vorträgen, Lesungen, Filmen, Stadtführungen und anderen Veranstaltungen auf vielfältige Weise mit dem Thema. Das Programm ist ab Montag, 10. August, unter anderem im VHS-Info-Treff im Aegidiimarkt erhältlich. Anmeldungen für Gruppenführungen durch die Ausstellung nimmt die Volkshochschule unter Tel. 0251-492-4333 entgegen. Wem jetzt schon ein Kommentar zum Thema unter den Nägel brennt, der kann sich am Diskussionsforum der Volkshochschule im Internet beteiligen: Unter http://www.muenster.de/stadt/vhs/wehrmacht können sich die Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informieren und direkt per E-Mail ihre Meinung äußern.