05.08.1998

Tüns: Kriminalpräventiver Rat muß bei den Ursachen ansetzen

Stadt, Polizei, Justiz, Wirtschaft und soziale Verbände sollen sich gemeinsam der Aufgabe „Sicherheit“ stellen / Auch subjektive Ängste ernst nehmen

(SMS) Stadtverwaltung, Polizei, Justiz, Wirtschaft und sozial engagierte Bürger und Verbände sollen in Münster gemeinsam für mehr Sicherheit sorgen. Oberbürgermeisterin Marion Tüns schlägt dem Rat der Stadt dazu die Gründung eines „Kriminalpräventiven Rates“ vor. Auftakt der breit angelegten parlamentarischen Beratungskette - 16 Gremien sind beteiligt - ist am 11. August in der Bezirksvertretung Mitte, der Rat der Stadt wird sich abschließend voraussichtlich Ende September befassen.
Thema und Aufgabe des neuen Gremiums, das alle Fachbereiche, Sozialinstanzen und gesellschaftlichen Kräfte bei Bedarf einbezieht, sind Initiativen für mehr öffentliche Sicherheit. „Damit ein handlungsfähiges Gremium entsteht, sollten die Institutionen und Gruppen Vertreter aus leitenden Funktionen in den Kriminalpräventiven Rat entsenden“, sagte die Oberbürgermeisterin vor der Presse. Ein Kriminalpräventiver Rat könne durch seine praktischen Initiativen dem Umstand Rechnung tragen, „daß Kriminalitätsvorbeugung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, unbeschadet der jeweils eigenen gesetzlichen Zuständigkeiten von Polizei und Verwaltung“. Wesentliche Punkte der Vorlage hat die Verwaltung vorab mit dem Polizeipräsidenten und weiteren möglichen Mitgliedern des Gemiums abgestimmt.
Rückhalt für Ordnungspartnerschaft
Leitung und Geschäftsführung des Kriminalpräventiven Rates würden im jährlichen Wechsel von Polizeipräsident Hubert Wimber und Oberbürgermeisterin Marion Tüns wahrgenommen. Jeweils zum Wechsel erhält der Rat der Stadt einen schriftlichen Bericht. Die seit März 1998 zwischen Stadt und Polizei bestehende Ordnungspartnerschaft für die Projekte Hauptbahnhof und Aaseebereich würde durch einen Kriminalpräventiven Rat Münster nicht ersetzt. Vielmehr erhielte sie noch mehr Rückhalt und Unterstützung für ihre Arbeit.
Aufgabe des Kriminalpräventiven Rates ist es vor allem, Initiativen zur Schaffung einer Infrastruktur zu starten, die Kriminalität vermeiden hilft. „Kriminalität, vor allem aber die Ursachen von Kriminalität durch Vorbeugung bekämpfen“, lautet für Oberbürgermeisterin Tüns die Devise. Es gehe nicht allein um kriminelle Handlungen. Mehr Sicherheitsgefühl für die Bürgerinnen und Bürger bedeute auch, „Angsträume“ und andere als unsicher oder gar bedrohlich empfundene Situationen zu entschärfen.
Untersuchungen aus anderen Städten zeigten, daß das empfundene Sicherheitsrisiko oft in keinem Verhältnis zum tatsächlichen Sicherheitsrisiko stehe. „Wir müssen die Gefühle und Ängste von Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen“, betonte Oberbürgermeisterin Tüns. „Auch ein empfundenes Sicherheitsrisiko prägt den Alltag der Betroffenen so, als ob es ein tatsächliches Sicherheitsrisiko wäre, und es bedeutet für sie in jedem Fall ein Weniger an Lebensqualität.“