10.08.1998

Stiftungen - wichtig auch für die Zukunft

Städtische Stiftungsverwaltung zeigt neue und innovative Wege auf

(SMS) Auf rund 230 Millionen Mark beläuft sich das Gesamtvermögen der acht städtisch verwalteten Stiftungen. Sie unterstützen und fördern im sozialen Bereich, treten da ein, wo gesellschaftliche Mißlagen nach ergänzender Hilfe verlangen. Damit sie auch zukünftig aktiver und starker Partner bei der Bewältigung sozialer Problemlagen sein können, hat die Stiftungsverwaltung der Stadt Münster neue Wege für ihre Neustrukturierung aufgezeigt. Stichworte dazu: Vorschläge für neue Handlungsfelder, ein betriebswirtschaftlich orientiertes Konzept und vermehrte Öffentlichkeitsarbeit für den Stiftungsgedanken.

Auch wenn das soziale Sicherungssystem in Deutschland weltweit zu den Besten zählt - nicht alle Menschen in Notlagen werden durch dieses Netz aufgefangen. In Münster stellen sich traditionell - die Stiftung „Vereinigte Pfründnerhäuser“ hat ihre Wurzeln im 9. Jahrhundert (!) und ist die älteste in Deutschland - die Sozialstiftungen dieser ergänzenden Aufgabe. „Immer mehr verlangen aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen indes nach zukunftsweisenden, innovativen Strukturen“, betonte Oberbürgermeisterin Marion Tüns bei der Vorstellung der Beschlußvorlage vor der Presse. Künftig, so die Verwaltungschefin weiter, würden die städtisch verwalteten Stiftungen noch mehr als bisher „als Innovationsagenturen“ arbeiten. „Gesellschaftliche Aufgaben der heutigen Zeit verlangen nach Kreativität und Kompetenz, sie müssen in Modellprojekten umgesetzt werden“. Stiftungsmanagement Nach ersten Vorbereitungen für ein modernes Stiftungsmanagement - dazu zählen die Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens, Bewertungen der Anlageformen und der stiftungseigenen Immobilien - legt die Stiftungsverwaltung den parlamentarischen Gremien nun das differenziertes Gesamtkonzept „Stiftungen - wichtig auch für die Zukunft“ vor. „Mit dem Engagement der Stiftung zur Bereitstellung von Wohnraum für benachteiligte Bürger und Bürgerinnen wurde ein erheblicher Beitrag zum Ausbau der sozialen Infrastruktur geschaffen“, benannte Stiftungsdezernentin Helga Bickeböller eines von zahlreichen Projekten. Mit dem Ziel, neue Förderformen aktiv anzubieten, hätten die Stiftungen schon in den vergangenen zwei Jahren vermehrt Förderprojekte, Stiftungsprojekte und -programme entwickelt. Die Vorlage präsentiert dazu einerseits die komplette Darstellung und Bilanzierung der aktuellen Stiftungsaktivitäten, und macht andererseits Vorschläge zur Fortführung bewährter Programme und für zukunftsorientierte neue Handlungsfelder. Einzelfallförderung So soll der Förderschwerpunkt „Lebensplanung und berufliche Orientierung für benachteiligte junge Menschen“ mit ähnlichen Projekten wie ZORA (Lebensplanungsprojekt für Mädchen und junge Frauen) oder WIR WERDEN WAS WIR WOLLEN (Schulprojekt) ausgebaut werden. Auch die Einzelfallförderung benachteiligter Bürgerinnen und Bürger soll Aufnahme in das ständige Spektrum der Förderprogramme finden. Für einen aktiven Beitrag zur Bewältigung sozialer Problemfelder werden Modellprojekte zur Diskussion gestellt. Als Aktionsfelder werden vorgeschlagen: Bewältigung von Sucht- und Drogenproblemen, die Bekämpfung von Jugendkriminalität und Gewaltbereitschaft sowie die Förderung des Ehrenamtes. Notwendig für die Ausweitung von Förderaktivitäten im Sinne des Stifter ist eine sogenannte „Harmonisierung“ der Stiftungssatzungen. Hierzu legt die Stiftungsverwaltung Entwürfe - insbesondere im Hinblick auf den Stiftungszweck - vor. Um die Stiftungsaktivitäten nachhaltig fortzuführen, wird ein betriebswirtschaftliches Konzept unter Berücksichtigung des Gebotes für die Vermögenserhaltung vorgelegt. Die sogenannten „freien Finanzspitzen“, die Mittel, die für die Stiftungsaktivitäten zur Verfügung stehen, werden auf der Basis einer Eigenkapitalermittlung dargestellt. Was machen Stiftungen eigentlich? Welche Zwecke verfolgen sie und was können sie bewirken? Antworten auf diese Fragen soll eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit geben. Die Stiftungsverwaltung plant entsprechende Broschüren, Projekt- und Programmfaltblätter, um Aktivitäten breiter in die Öffentlichkeit zu tragen und auch für den Stiftungsgedanken und damit für die Gründung neuer Stiftungen und Zustiftungen zu werben. Bundesweit und auch in Münster werden in den nächsten Jahren erhebliche private Vermögen vererbt. Zusammen mit dem bürgerschaftlichen Engagement besteht damit ein breites Potential für die Aktivierung von Stiftern, auch für die Gründung einer sogenannten Bürgerstiftung. „Damit“, so Dezernentin Helga Bickeböller, „ kann die Plattform für das gemeinnützige Engagement in der Stadt auf eine noch stärkere Basis gestellt werden“.