Münster ist auf die bevorstehende, etappenweise Einführung des Euro ebenso vorbereitet wie auf die immer deutlicher erkennbaren Konsequenzen der Globalisierung. "Wir haben in den letzten Monaten und Jahren vieles auf den Weg gebracht, das zu einer guten Ausgangsbasis für die kommenden Herausforderungen gewachsen ist", betont die Verwaltungschefin und läßt gleich ein Kompliment an die verwaltungsinterne Arbeitsgruppe zur Vorbereitung auf den Euro unter der Leitung von Dr. Stefan Funke folgen. Diese Arbeitsgruppe habe alle Vorkehrungen getroffen, um bei Gebühren, Verträgen oder Leistungen der Stadt den Übergang zur neuen europäischen Währung zum richtigen Zeitpunkt reibungslos zu gestalten.
Titel "Online-Hauptstadt" verpflichtet
Aber nicht nur verwaltungsintern stehen die Weichen auf "Zukunft". "Daß die neuen Möglichkeiten der Telekommunikation nicht ohne Folgen auf wirtschaftliche Entwicklungen bleiben, war abzusehen. In den USA werden 1999 voraussichtlich 20 Prozent aller Pkw-Käufe im Internet getätigt. So weit sind wir zwar noch nicht, aber wir sollten uns rechtzeitig darauf einstellen", illustriert Oberbürgermeisterin Marion Tüns, warum sie soviel Wert auf den Ausbau der Telekommunikation legt. Schließlich sei der Dienstleistungssektor, der Münsters Wirtschaft nach wie vor in besonderem Maße präge, für den Online-Markt wie geschaffen. "Ich will, daß Münster im Telekommunikationssektor auch in Zukunft eine Nasenlänge voraus ist", bekräftigt Marion Tüns ihren Willen, den Titel "Online-Hauptstadt 1998" nachdrücklich unter Beweis zu stellen.
Stadtentwicklungs-Projekte nehmen Gestalt an
Wirtschaftskraft und Lebensqualität in Münster auf hohem Niveau zu halten, erfordere die Bereitschaft zu beständiger Entwicklung. Die Oberbürgermeisterin: "Münster hat in den vergangenen Jahren an mancher Stelle ein neues Gesicht erhalten. Wer vom Norden in die Stadt kommt, wird das Dreieck Grevener Straße/Steinfurter Straße nicht wiedererkennen. Die Bauprojekte sind fast abgeschlossen, das gesamte Areal mit den Funktionen Wohnen und Arbeiten hat eine enorme Aufwertung erfahren."
Der Bereich Hafen/Halle Münsterland lasse sein künftiges Erscheinungsbild schon erkennen. "Das neue Stadtwerke-Gebäude steht, die Pläne zum Bau des Multiplex-Kino-Centers sind unter Dach und Fach, der Kreativ-Kai nimmt Gestalt an. Das alles steht für ein völlig neues und für Münster ungewöhnliches Konzept: Kommunikation, Kultur und Arbeit sind hier miteinander in Verbindung gebracht worden und ergeben einen lebendigen Mix, von dem alle profitieren", erläutert Oberbürgermeisterin Tüns die besondere Attraktivität des innenstadtnahen Standortes.
Nicht mehr fern ist der erste Spatenstich für den Preußen-Park. Als "wohl wichtigsten Brief des Jahres" bezeichnet die Oberbürgermeisterin die Nachricht aus Düsseldorf, daß der Preußen-Park mit den landesplanerischen Zielen im Einklang und ihm damit von Landesseite nichts mehr im Wege steht. "Die letzte Entscheidung hat am 16. Dezember der Rat. Ich bin froh, daß sich mein ganzer Einsatz für dieses Projekt gelohnt und diese Ratsentscheidung ermöglicht hat", zeigt sich Tüns befriedigt über die nach jahrlanger Diskussion erreichte Ziellinie. Sie verbindet mit dem Preußen-Park eine steigende Attraktivität der Einkaufsstadt Münster, die Stärkung der Wirtschaftskraft und spürbare Effekte für den Arbeitsmarkt.
Gemeinsam geht es besser:
Regionale Kooperation, Stadtmarketing, Technologieentwicklung
Münster werde mit diesen Projekten, mit der Verbesserung des Bahnhofes und seines Umfeldes und der ressourcenschonenden Gewerbeflächenentwicklung seine Anziehungskraft stärken und seine Zentrumsfunktion auch für die Umlandgemeinden und die Region besser wahrnehmen können. Diese Projekte würden die Stadt auch im internationalen Vergleich für die Herausforderungen der Zukunft wappnen und ihren Stellenwert im regionalen Gefüge Europas unterstreichen.
Immer wichtiger würden regionale Allianzen und strategische Partnerschaften. Münster arbeite seit langem mit den Umlandgemeinden in Zusammenschlüssen wie der "Aktion Münsterland" und dem "Grünen Band" zusammen. Weniger bekannt, aber nicht weniger wichtig seien die gemeinsamen Gesellschaften zum Schienenverkehr. Die Zusammenarbeit im Städtedreieck mit Osnabrück und Enschede/Hengelo habe Tradition, und nach der "Verlobungszeit" von einem Jahr werde Münster ab 1999 Vollmitglied der Euregio.
Oberbürgermeisterin Tüns: "Die Zusammenarbeit in und mit der Region wird sich noch vertiefen. Wir stehen mit ersten interkommunalen Gewerbegebieten wie am FMO oder in Telgte wahrscheinlich erst am Anfang einer Entwicklung. Die Projekte zur Modellstadt der Zukunft werden Anlaß sein, mit den Umlandgemeinden über mehr interkommunale Zusammenarbeit zu sprechen. Ganz konkret wollen wir dabei die Themen Wohnen, Verkehr und Gewerbe durchleuchten."
Gemeinsam lassen sich aber auch münsterspezifische Aufgaben besser lösen. "Seit Monaten habe ich bei vielen Persönlichkeiten unserer Stadt immer wieder das Thema Stadtmarketing angesprochen und bin überall auf großes Interesse gestoßen", berichtet Oberbürgermeisterin Tüns. Nach einem Workshop vom Mai des Jahres mit Professor Meffert liegen inzwischen ein Konzeptansatz und Handlungsempfehlungen zum weiteren Vorgehen auf dem Tisch. "Ich möchte bei der Entwicklung eines Stadtmarketings die Akteure aus Hochschulen, Handel, Kammern und Institutionen für eine gemeinsam gestaltete Zukunft der Stadt begeistern, in die alle ihre ureigenen Stärken einbringen können und sollen", so Marion Tüns.
Wieviel man gemeinsam erreichen kann, wird sich schon bald auf dem wachsenden Sektor Technologie zeigen. In der "Initiative Zukunftstechnologien" haben sich viele verschiedenen Akteure zusammengeschlossen, die gemeinsam eine "Labor- und Testatmosphäre" erzeugen können, die für wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt außerordentlich wichtig ist. Technologiehof und -park werden mit dem Wissenschaftspark eine Einheit bilden und zu einer bedeutenden wirtschaftlichen Säule heranwachsen. "An dieser Stelle beweisen wir die Innovationsfähigkeit des Standortes Münster. Hier haben viele Kräfte ein Bündnis für Entwicklung geschlossen, das in naher Zukunft Früchte tragen wird", unterstreicht Oberbürgermeisterin Tüns, die nicht nur dabei mit der Verwaltung "mehr treibende Kraft als stille Beobachterin" sein will.
Im Mittelpunkt steht die Bürgerschaft
Diese Projekte seien der städtische Beitrag zu den Rahmenbedingungen für eine leistungsstarke Wirtschaft und einen funktionierenden Arbeitsmarkt - in einer Stadt mit hoher Lebensqualität, mit angemessenem Wohnraum, gesunder Umwelt und vielfältiger Kultur. Kurzum: "Diese Projekte sind kein Selbstzweck, sie dienen den Bürgerinnen und Bürgern."
Das Dienstleistungsverständnis in der Verwaltung weiter zu vertiefen, hat sich die Oberbürgermeisterin für das nächste Jahr als einen Schwerpunkt in der Verwaltungsführung gesetzt. "Auch die bürgerfreundlichste Stadt Deutschlands sollte sich nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen", sieht Marion Tüns genügend Ansporn, die sogenannte dritte Säule der Verwaltungsreform zu stärken. "Ich habe die Ämter und Dezernate aufgefordert, einen 'Methodenkoffer' zusammenzustellen, in dem bis jetzt praktizierte Formen der Bürgerbeteiligung erfaßt sind. Damit werden wir im kommenden Jahr ausgewählte Projekte begleiten", stellt die Verwaltungschefin in Aussicht. Viel zu häufig hätten Bürgerinnen und Bürger noch das Gefühl, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden. Bessere Informationspolitik, rechtzeitige Einbindung in Planungen und verständliche Erläuterungen zum Verwaltungshandeln seien deshalb erforderlich.
Eher langfristig angelegt, aber dafür umso grundlegender ist der Vorschlag zum Bau eines Stadthaus III, den Oberbürgermeisterin Tüns zur Entscheidungsreife bringen will. "Wir konzentrieren damit die Zahl der innerstädtischen Verwaltungsstandorte von mehr als 20 auf vier Hauptstandorte, und die Arbeitsplätze können so hergerichtet werden, daß auch Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern in freundlicher Atmosphäre stattfinden können. Letztlich möchte ich eine Verwaltung der kurzen Wege erreichen. Wenn eine Bürgerin mit ihrem Anliegen schon verschiedene Ämter anlaufen muß, dann sollten sie künftig zumindest in einem Haus zu finden sein."
"Trotz meines Arbeitsschwerpunktes 'Bürgerorientierung' werden aber sicher nicht alle Alltagsprobleme und Ärgernisse auf wundersame Weise aus der Welt verschwinden", meinte Marion Tüns. "Auch in einer Bürgerkommune gelten Gesetze und Verordnungen, und ich kann niemandem versprechen, künftig jedes Falschparker-Knöllchen zurückzunehmen."