16.12.1998

Ponyhof und Lippenstift / Mädchengerechte Jugendhilfe

Arbeitsgemeinschaft "Mädchenförderung" gegründet

(SMS) Geballte Frauenpower als beachtliche Präsenz der Mädchenarbeit in Münster - dies steht für die neu gegründete Arbeitsgemeinschaft "Mädchenförderung". Entstanden aus dem vom städtischen Frauenbüro gegründeten Kreis "Xanthippe" hat sich das neue Forum zum Ziel gesetzt, Mädchenarbeit in Münster zu fördern und weiter auf den Weg zu bringen. "Von tatsächlicher Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen kann noch längst keine Rede sein, auch wenn Mädchenarbeit in aller Munde ist", betont Dagmar Arnkens-Homann vom Frauenbüro das Anliegen des Gremiums, das jetzt die Anerkennung als beratendes Mitglied im Jugendhilfeausschuß erhalten hat.

"Gleiche Chancen für Mädchen und Abbau von Benachteiligungen ist eine der Querschnittsaufgabe des Frauenbüros", so die wissenschaftliche Mitarbeiterin weiter. Mit dem Anstoßen neuer Projekte und der Zusammenarbeit mit anderen städtischen Ämtern und freien Trägern sei es in den vergangenen Monaten gelungen, Mädchenarbeit in dieser Stadt ein Stück weiter zu entwickeln. Der Arbeitskreis "Mädchenförderung" sei ein wichtiger Baustein, um Grundsätze der parteilichen Mädchenarbeit für die Stadt, insbesondere auch in der Jugendhilfe, zu formulieren. Dagmar Arnkens-Homann: "So erhält Mädchenarbeit die Chance, Einfluß auf Strukturen und inhaltliche Schwerpunkte der Jugendhilfe nehmen zu können".

Wie sollte eine mädchengerechte Jugendhilfe aussehen? Kritisches merkte dazu auf einer Informationsveranstaltung - sie ging auf eine Anregung des Frauenausschusses zurück - Professorin Dr. Luise Hartwig (Fachhochschule Münster) an. Unter dem Motto "Ponyhof und Lippenstift" entlarvte sie am Beispiel der offenen Einrichtungen der Jugendhilfe Jugendarbeit als Jungenarbeit. Nur am Rande, so die Hochschullehrerin, gäbe es hier ein Problembewußtsein für die spezifischen Belange und Interessen von Mädchen und jungen Frauen.

Mädchen, so führte die Referentin aus, stellten lediglich zu einem Drittel die Besuchergruppe bei Jugendzentren. Nur zehn Prozent der Angebote würden auf Mädchen abgestimmt und das zumeist als gesonderte Mädchentage, Mädchenwochen, Mädchenräume. Es gelte daher, die Angebote für beide Geschlechter zu verbessern. "Mädchen sind aber keine spezifische Zielgruppe der Jugendhilfe - wie die ´vermodellprojektete´ Mädchenarbeit glauben machen könnte", betonte Luise Hartwig, "sondern sie stellen genau 52 Prozent der Kinder und Jugendlichen, für die die Jugendhilfe zuständig ist".

Daraus folge, daß das Sichtbarmachen von Mädchenwelten ein besonderes Prüfkriterium für die Jugendhilfe sei. Mädchen und junge Frauen müßten an der Planung von Maßnahmen beteiligt werden, damit Ponyreiterinnen, Seglerinnen, Rollschuhfahrende, Theaterspielende einen gleichberechtigten Platz neben Fußballspielenden, Fußballguckenden und Kickernden einnehmen können.