Auch in Zukunft will die Stadt Münster die Flächenpotentiale nutzen, die sich durch den Abzug der britischen Streitkräfte und die Möglichkeit zur Umstrukturierung älterer Gewerbestandorte eröffnet haben. Die ehemalige Hindenburg-Kaserne an der Weißenburgstraße und der Bereich Albersloher Weg/Nieberdingstraße kommen da z.B. in Betracht. Rund 80 Hektar in bestehenden Siedlungsflächen können mit dem Plan "Münster 2010" nach den aktuellen Bedürfnissen neu geordnet und genutzt werden.
Die Innenstadt profitiert besonders vom Grundsatz der Nachverdichtung und Innenentwicklung: Die Fläche des bisherigen Güterbahnhofs soll zur Baufläche werden. In unmittelbarer Citynähe entsteht ein etwa 13 Hektar großes Areal für Handel, Dienstleistung, Wohnen und Gewerbe. Die Deutsche Bahn, Eigentümerin der Fläche, möchte den Güterbahnhof aufgeben.
Flächen für 23 000 neue Wohnungen bis 2010 Der Verbrauch an neuen Flächen für den Wohnungsbau ist mit etwa 300 Hektar relativ bescheiden. 23 000 neue Wohnungen hat der Rat als langfristigen Bedarf mit dem "Handlungsprogramm Wohnen" vorgegeben. 5000 davon sollen in Baulücken oder in älteren Baugebieten entstehen.
Roxel ist in punkto Wohnen ein besonderer Entwicklungsschwerpunkt. Dort sind allein rund 110 Hektar Wohnbaugrund ausgewiesen. Der stillgelegte Haltepunkt an der Bahnlinie Münster-Coesfeld soll kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden und eine attraktive Anbindung an die City schaffen. Eine neue Nordumgehung soll den Ortskern vom Durchgangsverkehr entlasten. Ein Ausbau der öffentlichen und privaten Infrastruktur in der Ortsmitte sowie in den Neubaugebieten, so ist geplant, wird den Ortsteil insgesamt aufwerten. Außer in Roxel werden laut Flächennutzungsplan auch noch in Sprakel, Gievenbeck, Albachten, Wolbeck, Hiltrup und Amelsbüren größere neue Wohngebiete entstehen.
Gievenbeck wird Stadtbereichszentrum Für Münsters Westen wird Gievenbeck das Versorgungszentrum schlechthin. In der angewachsenen Ortsmitte um St. Michael herum sollen vielfältige öffentliche Versorgungseinrichtungen angesiedelt werden. Nördlich der Roxeler Straße ist im neuen Baugebiet Südwest ein Einkaufszentrum geplant mit einem großen SB-Warenhaus, Fachgeschäften, Dienstleistungsangeboten und Gastronomie. Daran angrenzen könnten sich ein Baumarkt oder Gartencenter und eine Tankstelle.
Ausreichend Flächen für Gewerbe und Industrie Etwa 150 Hektar neuer Flächen für großbetriebliches Gewerbe und Industrie sowie für kleinbetriebliches, stadteilorientiertes Gewerbe sollen bestehende Flächenengpässe dauerhaft beseitigen und neue Arbeitsplätze schaffen. Das im Entwurf des Flächennutzungsplanes neu ausgewiesene Gewerbe- und Industriegebiet Münster-Südwest nordwestlich von Amelsbüren hat dabei die größte Bedeutung - nicht nur für Münster, sondern auch für die Region. Denn die fünf zusammenhängenden Flächen von insgesamt 93 Hektar zwischen Kappenberger Damm, Wiedaustraße, Autobahn und Dortmund-Ems-Kanal sollen verkehrlich optimal angebunden sein: mit einem Industriegleis an die Bahnstrecke Münster-Dortmund, über einen Hafen an den Kanal und mit einem neu zu schaffenden Anschluß an die Autobahn A1.
Erweitert werden darüber hinaus die bestehenden Gewerbegebiete in Wolbeck (östlich der Münsterstraße), in Roxel östlich Oberort und in Nienberge westlich der Feldstiege. Von den im alten Flächennutzungsplan noch vorhandenen Flächenreserven werden rund 90 im fortgeschriebenen Plan nicht wie vorher als Gewerbeflächen ausgewiesen. Sie sind für gewerbliche oder industrielle Nutzer nicht mehr interessant genug.
Modernes Verkehrssystem für stadtverträgliche Mobilität Eine zweite Südtangente oder eine dritte Nordtangente soll es in Zukunft in Münster nicht mehr geben. Hier wurden Straßenplanungen der siebziger Jahre über Bord geworfen. Statt dessen bekommen Busse und Bahnen konsequent Vorrang. Hierfür sieht "Münster 2010" weitere neue Haltepunkte im schienengebundenen Nahverkehr und eine mögliche Reaktivierung der Güterverkehrsstrecke Münster-Sendenhorst-Neubeckum für den Personenverkehr vor.
Zum ersten Mal schafft der Flächennutzungsplan Ausgleichsmaßnahmen, um Eingriffe in Natur und Landschaft zu kompensieren, die sich zwangsläufig durch die fortschreitende Siedlungsentwicklung ergeben. Neu sind auch sogenannte Vorrangzonen für Windenergieanlagen.
Der Entwurf des Flächennutzungsplanes "Münster 2010" wird im Mai und Juni in den zuständigen parlamentarischen Gremien beraten. Nach der Sommerpause wird er einen Monat lang öffentlich ausgelegt. Dann können alle Bürgerinnen und Bürger zu den Inhalten Stellung nehmen und ihre Anregungen und Bedenken formulieren. Voraussichtlich im Herbst 2000 entscheidet der Rat auf der Grundlage dieser Stellungnahmen abschließend.