22.01.1999

Frauenkultur - ein Thema für Münster?

Tagung hinterfragt Quoten und Förderung / Kulturinformationsbörse sammelt Wünsche und Meinungen

(SMS) Malerinnen, die für ihre Bilder Höchstpreise erzielen - eher selten. Filmemacherinnen, die vorn mitmischen im internationalen Kinogeschäft - nur vereinzelt. Frauen an der Spitze von bedeutenden Schaltstellen im Kunst- und Kulturbetrieb - noch immer Ausnahmen. Bis heute sind Frauen im kulturellen Leben unterrepräsentiert. Auf vielen Gebieten steuern Förderpläne und Quoten ihren Benachteiligungen entgegen, doch der künstlerische Sektor bleibt weitgehend ausgespart. Ist Frauenkultur und spezielle Unterstützung von Frauen ein Thema für Münster? Antworten darauf sucht eine Fachtagung am Samstag, 30. Januar. Gemeinsame Veranstalter des Forums mit Referaten, Statements und Diskussionsforen sind das Frauenbüro und das Kulturamt der Stadt gemeinsam mit dem 1996 gegründeten Arbeitskreis Frauenkultur. Sein Anliegen ist die Darstellung der Vielfalt und Qualität von münsterschen Künstlerinnen - öffentlichkeitswirksam und professionell. Erste Ergebnisse waren die städtischen "Frauenkulturwochen", die im Herbst bei ihrer Premiere einen wahren Ansturm auslösten, oder auch die Broschüre "Künstlerinnen in Münster".

Die Tagung im Kreativhaus will hier anknüpfen. "Bis heute belegen zahlreiche Untersuchungen die unzureichende Präsenz von Frauen im kulturellen Leben", so Dagmar Arnkens-Homann vom städtischen Frauenbüro. Dies gelte für ihre Vertretung in Beratungs- und Entscheidungsgremien ebenso wie für die Präsentation ihrer Werke. "In diesem Zusammenhang ist auch die relativ schlechtere wirtschaftliche Stellung von Frauen in künstlerischen Berufen zu sehen".

In vielen Lebensbereichen gibt es Gesetze und Regelungen, die Diskriminierung von Frauen abbauen - indes bleibt der Kulturbereich davon weitgehend ausgenommen. Ob Unterstützung per Verordnung überhaupt probate Mittel im Kulturbereich sind, auch das will die Tagung hinterfragen. "Künstlerinnenförderung: Quote statt Qualität?" - unter diesem Thema steht der Diskussionsbeitrag von Bernadette Spinnen, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Münster, und Ursula Theißen vom Frauenkulturbüro NRW.

Grenzen und Möglichkeiten des großen Themas "Frauen und Kultur" werden nach einer Einführung von Dr. Julia Paulus, der Sprecherin des AK Frauenkultur, in den Blick genommen. Eine Ausstellungsmacherin - Kunsthistorikerin Dr. Birgit Schulte vom Karl-Ernst-Osthaus-Museum in Hagen - berichtet über ihre Erfahrungen als Organisatorin von Kunstschauen. Silke Rehberg (Münster) beleuchtet den anderen Part: Sie beschreibt ihre Rolle als ausstellende Künstlerin. Nach den Statements gibt es viel Gelegenheit zur Diskussion. Nachmittags beziehen die frauen- und kulturpolitischen Sprecherinnnen der Ratsfraktionen aus Münster Stellung zum Thema: "Frauenkultur in Münster".

Die Tagung ist offfen für alle an Kultur Interessierte, für Künstlerinnen, Politikerinnen, haupt- und ehrenamtliche tätige Mitarbeiterinnen im Kultur- und Bildungsbetrieb, und sie ist offen für Männer. Ihre Meinung ist nicht nur in Gesprächsrunden gefragt, sondern auch bei der Kulturinformationsbörse. Per Metaplan werden Meinungen, Wünsche, Bedürfnisse und Kritik zum Thema "Frauenkultur in Münster" erbeten. Die Ergebnisse werden einmünden in die "Frauenkulturwochen ´99", die vom 21. Oktober bis 6. November geplant sind. Anmeldungen zur Tagung nimmt das Frauenbüro der Stadt Münster noch bis zum 28. Januar unter Tel. (02 51) 492 17 03 entgegen.