31.03.1999

"Es färbte sich die Wiese grün"

Installation im Wewerka-Pavillon in Münster zum Novalis-Gedicht

(SMS) "Es färbte sich die Wiese grün" heißt die Installation der Düsseldorfer Künstlerin Uschi Motte für den Wewerka-Pavillon am Aasee in Münster. Das um 1800 entstandene achtstrophige Gedicht des deutschen Frühromantikers Friedrich von Hardenberg - besser bekannt als "Novalis" - wurde von Uschi Motte Zeile für Zeile in schwarzen Bühnenmolton geschnitten und an den gläsernen Wänden des Pavillons befestigt.

"Nun gewähren die Buchstaben den einzigen Einblick in den Pavillon, der aufgrund der schwarzen Tücher aus der Ferne zunächst fast schon hermetisch abweisend wirkt", erklärte Dr. Martin Henatsch von der Kunstakademie Münster bei der Ausstellungseröffnung durch Bürgermeister Wilhelm Breitenbach. "Doch der Vorhang verbirgt nichts, er bildet vielmehr die Basis für eine Tageslichtprojektion ganz besonderer Art."

So wird der nach außen hin spiegelverkehrte Text erst durch den Blick in das Innere des Pavillons lesbar. Strophe für Strophe erscheint - fast deutlich wie in Leuchtschrift - das Gedicht, in dem Novalis das Aufblühen von Mensch und Natur im Frühling beschreibt. "Ein künstlerisches Wechselspiel von Verbergen und Entbergen, von Verdunkeln und Erleuchten, von Abgrenzung und Geborgenheit", so Henatsch. "Der Wewerka-Pavillon wird zu einem romantischen Versteck - gewissermaßen zu einer Laube in künstlicher Natur."

Die englischen Follies nahm sich auch die Künstlerin zum Vorbild. 1960 in Remscheid geboren, studierte Uschi Motte von 1979 bis 1985 Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf, zuletzt als Meisterschülerin bei Prof. Hüppi. Nach ihrem 1988 an der Universität Düsseldorf abgelegten Staatsexamen in Philosophie und einjähriger Lehrtätigkeit im künstlerischen Bereich studierte sie zwei Jahre lang Architektur an der Architectural Association in London.

"Architektur und Bildhauerei faszinieren mich gleichermaßen", erklärte Motte. "Skulpturen sind in sich kleine Architekturen, die eine Vorstellung von Natur als ständig sich wandelnde und erneuernde Gegenwart evozieren." (bis zum 26. April)

Bildtext: Die Künstlerin Uschi Motte mit Bürgermeister Wilhelm Breitenbach (re.) und Dr. Martin Henatsch von der Kunstakademie Münster.