(SMS) Er gehört zu den wichtigen zeitgenössischen Komponisten und zählt nach wie vor zu den Ideengebern der Avantgarde: Dieter Schnebel, in einer Person zugleich auch Musikwissenschaftler, Pfarrer, Religionslehrer und Pädagoge, widmet die Stadt Münster ein umfassendes Projekt. "Wir wollen einen bedeutenden Komponisten der Gegenwart, einen Universalisten, der Öffentlichkeit facettenreich vorstellen", steckt Kulturamtsleiterin Bernadette Spinnen das Ziel ab. In Zusammenarbeit mit Musikhochschule, Städtischem Symphonieorchester, Westfälischer Schule für Musik und der Akademie Franz Hitze-Haus hat das Kulturamt ein kompaktes Konzert- und Seminarprogramm vom 8. bis 14. November entwickelt. Auftakt und Höhepunkt zugleich: Die Uraufführung eines Schnebel-Werkes für Saxophon, Gitarre und Schlagzeug als Auftragswerk der Veranstaltergemeinschaft.
Nach Hans Werner Henze (1996) führt die Stadt Münster ihre Reihe "Neue Musik" jetzt fort. Das Projektvolumen umfaßt 50 000 Mark, wovon die Stadt mit 30 000 Mark den Löwenanteil trägt. Sie rückt mit Dieter Schnebel einen Künstler in den Mittelpunkt, der zu Recht als Universalist gilt. Schnebel, 1930 in Lahr (Schwarzwald) geboren, zog sich als Komponist nie auf das scheinbar sichere Terrain der "Szene" zurück, obgleich er einer der maßgeblichen Ideengeber der Avantgarde in Deutschland war und ist.
Der Professor an der Hochschule der Künste in Berlin - er lehrt dort seit 1976 experimentelle Musik und Musikwissenschaft - studierte neben Musikwissenschaft und Komposition auch Theologie und verhehlt nach wie vor nicht diesen Hintergrund der (politischen) Theologie. Ab 1970 machte er nach Jahren des Pfarrdienstes in der Pfalz in München mit einem pädagogischen Ansatz von sich reden, wo er eine Arbeitsgemeinschaft Neue Musik an einem Gymnasium ins Leben rief.
Schnebels Werke sind weder vordergründig bekenntnishaft noch von einem Abstraktionsgrad, der die Kunst in den Elfenbeinturm verbannen würde. Mit seinem Oeuvre, das von der großen Sinfonie bis hin zu solistischer Kammermusik reicht und alle "Gattungen" beinhaltet, reflektiert er nicht nur den aktuellen Stand des Komponierens. Mit seiner Werkgruppe "Re-visionen" schrieb er Stücke, die mit musikalischen Mitteln über heutige Interpretation der Tradition Auskunft geben.
Zum Auftakt am 8. November gibt es in der Aula der Musikhochschule zunächst die Uraufführung eines Werkes, das Schnebel eigens für das Münster-Festival geschrieben hat. Sieben weitere Konzerte wollen ein facettenreiches Bild eines wichtigen Komponisten zeichnen, der diese Facetten eben auch in seiner Arbeit abbildet. Zu den Ausführenden gehören lokale Solisten und Ensembles - u.a. "Compania"/Ensemble für Neue Musik des Symphonieorchesters, das Ensemble "Neue Musik" der Musikhochschule und das Ensemble "wireworks". Zusätzlich treten mit den "Maulwerkern" (Berlin) überregionale Interpreten auf. Als bahnbrechend galt und gilt Schnebel mit seiner Vokalmusik in Werken wie "Laut-Gesten-Laut", das beim Festival von den Berlinern zu hören ist. Dieter Schnebel selbst wird während des gesamtes Projektes Gast in Münster sein.
Annäherungen an den Komponisten Schnebel unternimmt auch ein Abendseminar im Franz Hitze-Haus (11. November). Professor Gerd Zacher, Kenner und Interpret der Werke Schnebels, wird referieren und an Musikbeispielen die Musik besser verstehen helfen. Auch hier wird Dieter Schnebel Forumsgast sein.
Über alle Veranstaltungen des Kammermusik-Projektes informiert ein Faltblatt. Es ist erhältlich in der städtischen Bürgerberatung im Stadthaus I und in der Stadtbücherei. Konzertkarten sind an den Abendkassen erhältlich (12/8 Mark).
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Pressemitteilungen
03.11.1998