04.03.1999

Vom Maler Bockhorst bis zum Chigi-TagebuchExponate zum Westfälischen Frieden in neuem Licht

Vier Kabinette im Stadtmuseum zeichnen Geschichte anschaulich nach / Gesandtenquartiere per Knopfdruck

(SMS) In neuem Licht präsentiert und inszeniert das Stadtmuseum Münster seine Exponate zum Westfälischen Frieden. In vier Kabinetten sind Schrecken und Elend des 30jährigen Krieges, die Kongreßjahre mit dem zähen Ringen um Frieden, der historische Friedensschluß und die Jahre danach nachzulesen und nachzuerleben. Vier Sonderführungen im März - immer sonntags um 16 Uhr - werden sich diesem wichtigen Kapitel der Stadtgeschichte widmen. Dabei besonders im Mittelpunkt: Der päpstliche Friedensvermittler und Münster-Kenner Fabio Chigi, der am 19. Februar vor 400 Jahren geboren wurde. "Das Interesse am Westfälischen Frieden hält auch nach dem Jubiläumsjahr unvermindert an", so Kulturdezernentin Helga Boldt und Museumsdirektorin Dr. Barbara Rommé zur Neugestaltung der Exponate innerhalb der Schausammlung. Mit Ende der erfolgreichen Sonderausstellungen im Museum werden jetzt die entsprechenden Objekte in ihren zeitgeschichtlichen Bezügen gezeigt. "Insbesondere die Neuerwerbungen wie kleinteilige Kupferstiche, aber auch die wertvollen Gemälde des Barockmalers Bockhorst oder vom ´Tollen Christian´ haben wir neu integriert", ergänzt Dr. Axel Schollmeier.

Moderne Inszenierung Dabei gehen Geschichte und moderne Inszenierung durchaus Hand in Hand: Eine historische Stadtansicht nach Alerdinck ist mit einer elektronischen Schalttafel unterlegt. Via Knopfdruck und Leuchtsignal lassen sich so komfortabel die damaligen Standorte der Gesandtenquartiere in Münster aufspüren. Am Beginn des Rundganges stehen die Gemälde des münsterschen Malers Johann Bockhorst (1604-1668), der in den Ateliers von Rubens und van Dyck arbeitete und zu beträchtlichem Ruhm gelangte. Seine Gemälde spiegeln die Kultur jener Zeit wider. Der 30jährige Krieg ist im Stadtmuseum vor dem Hintergrund der regionalen Ereignisse dargestellt. Einen Schwerpunkt bildet hier die blutige Schlacht von Stadtlohn im Jahr 1623, die dem Münsterland die ersten Verwüstungen des langen Krieges zufügte. In dieser Schlacht erlitt der protestantische Heerführer Christian von Braunschweig seine entscheidende Niederlage. Die Ausstellung zeigt ihn im zeitgenössischen Portrait von Michiel van Miereveld anno 1626 - ein Prunkstück in dieser Abteilung. Sinnfällig spiegelt sich Geschichte auch in den 18 Callot-Radierungen zum "Schrecken und Jammer des Krieges" von 1633. Chigi-Verse zum Münster-Regen Den Friedensverhandlungen ist ein eigenes Kabinett gewidmet. Zu den Hauptanziehungspunkten zählen hier ohne Zweifel die berühmten Friedensgemälde von Gerard Ter Borch. Wesentlich unscheinbarer, gleichwohl nicht minder von Interesse: Das Tagebuch von Fabio Chigi. Der Friedensvermittler zwischen den katholischen Staaten (und spätere Papst Alexander VII.) hielt sich fast sechs Jahre in der Kongreßstadt Münster auf. Seine scherzhaften Verse über Münsters Regen sind nur ein Beispiel für den Sprachwitz des gelehrten Italieners. Auszüge aus seinen Aufzeichnungen werden bei den vier Sonderführungen im März vorgelesen. Der Rundgang zum "Westfälischen Frieden" endet mit der Herrschaft von Christoph Bernhard von Galen. Nach Jahren faktischer Selbständigkeit mußte sich die Stadt Münster 1661 nach siebenjähriger Weigerung dem Fürstbischofen unterwerfen.