Die Initiative von Marion Tüns deckt sich mit der einhelligen Meinung der städtischen Verwaltungskonferenz. Dieses Gremium aus Oberbürgermeisterin, Beigeordneten, Amtsleitungen und Referenten setzte sich am Freitag und Samstag (20./21. November) intensiv mit Methoden zur Stärkung der "Bürgerkommune" auseinander.
In den Arbeitsgruppen und Diskussionen stellte sich heraus, daß in Münster längst eine Vielzahl unterschiedlichster Formen von Bürgerbeteiligung und Zusammenarbeit praktiziert werden, die weit über gesetzlich vorgegebene Standards hinausgehen.
Bürgerinnen und Bürger planen mit für ihre autofreie Siedlung "Wohnen Plus", für "Gemeinsames Wohnen für jung und alt" in Mecklenbeck, für das Bürgerhaus in Coerde. Sie initiieren zusammen mit Verwaltung und Politik Foren, so aktuell etwa in Gievenbeck oder bei der Arbeit an der Lokalen Agenda. Sie übernehmen auf den Gebieten von Sport und Kultur, Soziales und Umwelt Aufgaben in die Eigenverantwortung, einschließlich der dafür erforderlichen städtischen Finanzmittel.
Die Verwaltungskonferenz vereinbarte, daß die Ämter und Dezernate aus ihren Aufgabengebieten Beispiele für besonders erfolgreiche Formen der Information, Beteiligung, Mitwirkung und Kooperation benennen. Daraus wird ein "Werkzeugkasten" für die bürgerorientierte Arbeit der gesamten Verwaltung zusammengestellt. Die einzelnen "Werkzeuge" sollen modellhaft in Projekten, die von Ämtern und Dezernaten benannt werden, getestet werden.
Zwei Anliegen der Verwaltungskonferenz hebt Oberbürgermeisterin Tüns besonders hervor. Erstens: "Bei Planungsprozessen muß die Bürgerbeteiligung so frühzeitig erfolgen, daß noch echte Alternativen möglich sind. Dabei wollen wir mit den Bürgerinnen und Bürgern ‘in Augenhöhe’ kommunizieren. Bei diesen offenen Planungsprozessen werden auch engagierte Diskussionen zwischen Vertretern entgegengesetzter Einzelinteressen aus der Bürgerschaft nicht ausbleiben. Aber offen ausgetragene Konflikte sind ein Merkmal demokratischer Kultur." Zweitens sei es außerordentlich wichtig, beispielsweise durch Befragungen künftig auch die zu erreichen, die sich selbst nicht zu Wort melden. Sonst bestehe die Gefahr, "daß sich Vertreter von Einzelinteressen durchsetzen, wenn sie sich nur lautstark öffentlich artikulieren".
Das Thema "Bürgerkommune" ist im kommenden Jahr ein Arbeitsschwerpunkt im wöchentlich tagenden Vorstand der Stadtverwaltung. In Abstimmung mit den Ämtern wird er dem Rat Projekte vorschlagen, bei denen unterschiedliche Methoden einer sehr frühzeitigen Bürgerbeteiligung beispielhaft umgesetzt werden sollen. Oberbürgermeisterin Tüns: "Dann wird auch die unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten spannende Grundsatzfrage zur Diskussion stehen, ob der Dienstleistungskonzern Stadtverwaltung eher angebots- oder nachfrageorientiert arbeiten soll."