Warum will er sich in Zukunft freiwillig zwischen die Streithähne stellen? "Mich reizt es zu helfen, wenn es zwei Gruppen nicht mehr alleine packen," erklärt Manfred Pohl seine Motivation. "Ich war zehn Jahre lang Gruppenleiter in der Jugendarbeit - und zwar ehrenamtlich - da kann man sich das Leben ohne Ehrenamt fast schon nicht mehr vorstellen." Nachdem er seinen Job als Leiter der DRK-Landesschule nach den ersten Jahren in Griff bekommen hat, hat er angefangen, sich nach einer neuen Aufgabe umzuschauen. "Ich möchte meinen Blick für andere Sachen offen halten." Über einen Zeitungsartikel ist Manfred Pohl dann auf das Schiedsamt aufmerksam geworden. "Ich habe sofort meine Bewerbung zusammengepackt und an die Stadt geschickt."
Die Aufgaben eines Schiedsmannes sind vielseitig. Eine Situation wie oben beschrieben kann der Auslöser für einen schweren Streit sein. Bevor es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommt, werden die Beteiligten erst einmal an ihre Schiedsperson verwiesen. Unter dem Motto "Sich vertragen ist besser als klagen" geht es meist nicht darum, einen Rechtsstandpunkt durchzusetzen, sondern um die Wiederherstellung der guten Beziehung. Der Gang zur Schiedsperson hat noch weitere Vorteile: Er ist unbürokratisch, die Verfahrenszeiten sind kurz, es gibt keinen Papierkrieg und die Kosten sind niedrig. Hier bestehen vor allem viel größere Chancen als bei einer Gerichtsverhandlung, dass sich die Beteiligten nachher wieder vertragen.
Fühlt sich der neue Schiedsmann dieser Aufgabe gewachsen? "Gerade die hochgekochten Emotionen sind für mich eine Herausforderung", erklärt Manfred Pohl. Er konnte schon vorher trainieren: "In meinem Beruf muss ich oft einen Konsens suchen unterschiedliche Wünsche miteinander in Einklang bringen." Schiedsfrauen und -männer müssen kein juristisches Fachwissen mitbringen. Es gibt zwar einen Einführungskurs, bei dem das Grundwissen vermittelt wird, aber ansonsten ist der gesunde Menschenverstand gefragt. "Das Wichtigste ist, dass man mit Menschen umgehen kann. Und das kann man nicht in Trockenübung machen - da hilft nur die Praxis", betont Jürgen Holzinger, im Rechtsamt zuständig für die Betreuung der Schiedsleute.
Das städtische Rechtsamt sucht Bewerberinnen und Bewerber für das Amt der Schiedsperson in Nienberge und Albachten/Mecklenbeck und für das Amt des Stellvertreters in der Altstadt, Uppenberg/Mauritz, Nienberge, Hafen/Geist und Kinderhaus/Coerde. Bewerben können sich alle, die Interesse haben, zwischen 30 und 70 Jahren alt sind und in dem jeweiligen Stadtbezirk wohnen. Nähere Informationen erteilt Jürgen Holzinger vom Rechtsamt unter der Rufnummer 4 92- 30 25.