Anlässlich der Ausstellungseröffnung mit Oberbürgermeisterin Marion Tüns überbrachte der Geschäftsführer der Körber-Stiftung Hamburg, Dr. Lothar Dittmer, Grußworte. Zur Eröffnung lasen Schülerinnen und Schüler aus ihren Arbeiten. Das musikalische Programm bestritt der Chor "Die Untertanen" aus Münster mit einem eigenen Beitrag zum Wettbewerbsthema, bei dem sie engagierte deutsche und internationale Lieder und Texte präsentierten.
Die Forschungsergebnisse - Texte, Fotos, zwei Videos und sogar ein Gesellschaftsspiel - zeugen vom vielfältigen und kreativen Umgang der Jugendlichen mit dem Thema. An dem zum 16. Mal ausgeschriebenen Bundeswettbewerb beteiligten sich Schülerinnen und Schüler aus zehn Schulen Münsters, davon eine Hauptschule, eine Realschule und acht Gymnasien: Hauptschule Münster-Nord, Paul-Gerhard-Realschule, Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium, Geschwister-Scholl-Gymnasium, Kardinal-von-Galen-Gymnasium, Marienschule, Ratsgymnasium, Schillergymnasium, Johann-Conrad-Schlaun-Gymnasium und Wilhelm-Hittorf-Gymnasium.
Begleitet wurden die Jugendlichen bei der historischen Spurensuche von 16 Tutorinnen und Tutoren. Das Startsignal zum Wettbewerb unter Schirmherrschaft des Bundespräsidenten gab die für die Vorbereitung und Durchführung verantwortliche Hamburger Körber-Stiftung im September 1998. Sechs Monate hatten die Jugendlichen Zeit, Ende Februar 1999 mussten die Ergebnisse vorliegen.
Großer Einsatz führte zu beachtenswerten Leistungen
"Die Arbeiten zeigen, zu welchen beachtenswerten Ergebnissen Jugendliche kommen, wenn sie die ‘normalen’ Unterrichtswege verlassen", erläutert Roswitha Link, Referentin für historische Bildungsarbeit im Stadtarchiv Münster. Die Arbeiten umfassen ein zeitliches Spektrum von nahezu 450 Jahren. Sie beginnen in der Täuferzeit und enden in der Gegenwart. Etwa bei der Hälfte der Beiträge steht eine Persönlichkeit, ein Gebäude oder ein Orts- und Stadtteil im Mittelpunkt. Viele Untersuchungen behandeln Proteste während der Zeit des Nationalsozialismus.
Aber auch "klassische" Protestthemen wie der Kulturkampf und die Revolution nach dem Ersten Weltkrieg wurden auf Münster bezogen erforscht. Drei Arbeiten beschäftigten sich mit ökologischen Themen.
Die jungen Menschen waren bei ihre Spurensuche nicht nur zu aktiven und dauerhaften Nutzern von Bibliotheken und Archiven geworden, sondern interviewten auch Zeitzeugen oder führten Befragungen durch. Einige Forscherinnen und Forscher stöberten in Unterlagen und Fotoalben von Privatpersonen und brachten auf diese Weise Licht in noch dunkle Nischen der Stadtgeschichte. In zwei Fällen sind die Jugendlichen vermutlich die letzten Personen, die zeitgenössische Information aus erster Hand von ihren inzwischen verstorbenen Interviewpartnern erhalten haben.
Dass Geschichtsstudien Zeit und Energie kosten, lernten sie nebenher. Sie "opferten" ihre Freizeit und stießen bei Freunden und Bekannten nicht immer auf Verständnis, wenn sie sich schon wieder in ein Archiv, eine Bibliothek oder hinter ein Geschichtsbuch "verkrochen".
Umso wichtiger war das nicht minder zeitintensive Engagement der begleitenden Lehrkräfte, die während der sechs Forschungsmonate die Rolle der Tutoren übernahmen. Gefragt war nicht nur ihr fachlicher Rat und mancher inhaltliche Tipp, sondern auch Ermutigung zum Durchhalten und moralische Unterstützung.
Ausstellung in Münster beispielhaft für andere Städte
"Mit der vom Stadtarchiv vorbereiteten Präsentation bedankt sich die Stadt Münster für das große Engagement der Schüler und Tutoren", betont Roswitha Link. Die Ausstellung zeigt in Wort und Bild Ausschnitte aus allen nach Hamburg geschickten Beiträgen. Die vollständigen Arbeiten sind im Stadtarchiv einsehbar.
Die Würdigung und Präsentation der Schülerbeiträge durch die Stadt ist bundesweit einzigartig. Um das Beispiel bekannt zu machen und zur Nachahmung zu animieren, hat der Leiter des Schülerwettbewerbs bei der Körber-Stiftung Hamburg, Dr. Lothar Dittmer, einige Tutorinnen und Tutoren aus dem Bundesgebiet nach Münster zur Ausstellungseröffnung und zu einem anschließenden Informationsgespräch ins Stadtarchiv eingeladen.
Eine Rangfolge nimmt die Präsentation bewußt nicht vor. Erst am 29. September wird Bundespräsident Johannes Rau im Schloß Bellevue in Berlin das Geheimnis lüften und die Preisträger bekanntgeben. Dazu werden die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönlich eingeladen.
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 3. Oktober von dienstags bis sonntags 10 bis 18 Uhr. Eintritt frei.