31.03.1999

Aussiedler in Deutschland

Schlechte Schulbildung isoliert junge Aussiedler - Förderklassen bereiten auf den normalen Unterricht vor

(SMS) Die schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion führten dort in letzter Zeit zu einer deutlichen Verschlechterung der Schul- und Berufsausbildung. Deutschstämmige Kinder und Jugendliche haben außerdem immer seltener die Möglichkeit, Deutsch zu lernen. Um die zahlreichen jungen Aussiedler, die sich nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik nicht nur aufgrund fehlender Sprachkenntnisse isoliert fühlen, in das hiesige Schulsystem zu integrieren, werden sie in Förderklassen auf den normalen Unterricht vorbereitet.

In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wechseln die Schülerinnen und Schüler normalerweise nach einer vierjährigen Grundschule in die allgemeinbildende Mittelschule. Der Abschluß der "unvollständigen Mittelschule" nach neun Jahren beendet die Schulpflicht und erlaubt den Besuch von Berufsschulen oder der "vollständigen Mittelschule", die nach weiteren zwei Jahren zum Besuch von Universitäten und Hochschulen berechtigt. Die schlechte Wirtschaftslage hat allerdings zur Folge, daß der Unterricht immer öfter ausfällt und kaum Bücher oder andere Lehrmaterialien angeschafft werden können. Viele Jugendliche verlassen früh die Schulen, um Geld zu verdienen, landen aber zunehmend in der Arbeitslosigkeit.

Für deutschstämmige Kinder und Jugendliche gibt es nur noch sehr selten Deutschunterricht, so daß sie, wenn sie in die Bundesrepublik kommen, keine ausreichenden Sprachkenntnisse haben. Zur Verunsicherung und Isolation der jungen, schulpflichtigen Aussiedler tragen außerdem die ungewohnte demokratische Unterrichtsgestaltung und das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern hierzulande bei.

Voraussetzung und erster Schritt zur Integration der jungen Aussiedler ist das Erlernen der deutschen Sprache. In der Regel besuchen die Schülerinnen und Schüler deshalb zunächst sogenannte Vorbereitungsklassen. In Münster bietet vor allem die Fürstenberg-Hauptschule derartige Förderklassen an. Sobald die Kinder und Jugendlichen in der Lage sind, sowohl sprachlich als auch inhaltlich am normalen Unterricht teilzunehmen, werden sie je nach Leistungsniveau in die geeignete Schule und Klasse "versetzt". "Für die besonders vielen jugendlichen Aussiedler ist die Schule natürlich grundsätzlich eine wichtige soziale Institution - die auch dabei helfen kann, von anderen akzeptiert zu werden", so Monika Schuller vom Referat für Spätaussiedler beim Sozialamt der Stadt.