"Das sanierte Gebäude und das Konzept zu seiner künftigen Nutzung stimmen passgenau überein", so die Oberbürgermeisterin. Als authentischer "Schreitisch-Tatort" werde es bundesweit eine Lücke in den Gedenk- und Forschungsstätten zum Nationalsozialismus schließen, sagte Marion Tüns. Damit stelle sich das Oberzentrum Münster seiner Vergangenheit.
Zu dieser Vergangenheit gehöre für den Zeitraum 1940 bis 1945 auch die Schaltzentrale der 200 000 Mann starken Ordnungspolizei in Nordrhein-Westfalen und im Raum Osnabrück, deren Bataillone maßgeblich an der massenhaften Ermordung von Juden beteiligt gewesen seien, so die Oberbürgermeisterin. Marion Tüns: "Die Villa ten Hompel wird ein offenes, lebendiges Haus der Bildung, Forschung und Begegnung an historischem Ort sein." Mit dem Erwerb und der Sanierung des Gebäudes habe der Rat ein Zeichen gesetzt "und eine große Chance für unsere Stadt genutzt".
Nur noch die Restarbeiten im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss lassen erahnen, mit wie viel Sensibilität und handwerklichem Geschick alle Beteiligten in den vergangenen Monaten zu Werke gehen mussten. "Als Denkmalbehörde hatten wir den repräsentativen Ziegelbau aus dem Jahr 1928 im Prinzip in seinem ursprünglichen Zustand zu belassen", erläuterte Stadtbaurat Gerhard Joksch. "Zugleich waren zweckmäßige Ausstellungs-, Seminar-, Vortrags-, Büro- und Magazinräume zu schaffen, einschließlich der kompletten Infrastruktur für moderne Technik."
Dieser Spagat erforderte so manchen gemeinsamen Termin zwischen Projektleiter Roland Schniedenharn vom Hochbauamt und Michael Kappel von der städtischen Denkmalbehörde. Doch beide bestätigen: Es wurde intensiv diskutiert und am Ende immer eine Lösung gefunden, hinter der beide stehen.
Im ersten Bauabschnitt bis zum Frühsommer standen die Erneuerung der Dacheindeckung, die Sanierung der Steinputz- und Fassenflächen und der Fenster auf dem Programm. Anschließend ging es ins Innere des Hauses. Es erhielt einen behindertengerechten Aufzug, der über eine neue Keller-Außentreppe mit Treppenlift zugänglich ist.
Die Arbeiten im Dachgeschoss, wo sich künftig Büroräume befinden werden, sind abgeschlossen. Im ersten Obergeschoss mit seinen sieben Seminar-, Vortrags- und Büroräumen fehlt nur noch der letzte Anstrich auf Wänden, Decken und Holzverkleidungen. Hier wurden unter anderem hunderte Meter Stark- und Schwachstromleitungen installiert, die Stuckdecken restauriert, Parkettböden geschliffen und neu versiegelt.
Die fünf Räume im Erdgeschoß sind für Ausstellungszwecke gedacht. Momentan werden dort noch die letzten Schäden an den Stuckdecken beseitigt und die aufgearbeiteten Wandverkleidungen wieder angebracht. Einschließlich Archiv- und Magazinräumen im Keller stehen in der Villa ten Hompel 800 Quadratmeter für die Erinnerungsstätte und 140 Quadratmeter für Zwecke des Stadtarchivs zur Verfügung.
Bei Dr. Alfons Kenkmann, Leiter der Villa ten Hompel, steht der Umzugstermin schon im Kalender. Ab 18. Oktober arbeitet er in der ehemaligen Fabrikantenvilla. Dann wird in Zusammenarbeit mit der Oberfinanzdirektion Münster die erste Ausstellung der Erinnerungsstätte vorbereitet. Sie befasst sich mit dem Thema "Verfolgung und Verwaltung. Die wirtschaftliche Ausplünderung der Juden und die westfälischen Finanzbehörden".