Anlaß für die ungewöhnliche Aktion war die Ermittlung der Fehlbelegungsabgabe, die im Rhythmus von drei Jahren ansteht. Im Jahr 1996 bot das Wohnungsamt den Senioren des Altenzentrums schon einmal seine Hilfe beim Umgang mit den Papieren an. Damals fand der Service so begeisterten Zuspruch, daß sich das Amt jetzt zu einer Neuauflage entschloß.
Für die Bewohner des Altenzentrums hält sich die Fehlbelegungsabgabe, die direkt in den Landeshaushalt gebucht und für den Bau neuer Sozialwohnungen eingesetzt wird, erfahrungsgemäß in Grenzen. "Die meisten müssen überhaupt nichts bezahlen, bei fast allen anderen wird nicht mehr als eine Mark pro Quadratmeter fällig", weiß Gabriele Regenitter. Anders wäre es, wenn die Formulare unausgefüllt zurückgereicht würden. Dann müßte das Amt den Höchstbetrag von sieben Mark ansetzen, "und genau das wollten wir mit diesem Service ausschließen", so die Wohnungsamtsleiterin Gabriele Regenitter.
"Ich wüßte nicht, was ich hier überhaupt ausfüllen und durch Papiere belegen soll. Sonst kümmert sich mein Mann um solche Dinge, aber der liegt im Krankenhaus", meinte etwa Mathilde Stashik (72). Wie viele andere Bewohnerinnen und Bewohner nahm sie die professionelle Hilfe von Gisela Ott aus dem Wohnungsamt gerne in Anspruch. Kein Wunder: Ein vergleichbares Angebot habe noch keine andere Behörde im Klarastift gemacht, berichteten die Bewohner des Altenzentrums.
Aber nicht nur Senioren haben so ihre Probleme im Umgang mit Formularen. "Jeder freut sich doch, wenn er beim Ausfüllen von Anträgen und anderen Papieren unterstützt wird", weiß Gisela Ott aus jahrelanger Erfahrung im Wohnungsamt. Im Klarastift kennt man sie noch von ihrem Besuch vor drei Jahren. Die Bewohner waren sich einig: "Es ist schön, wenn nüchternes Amtsdeutsch durch einen vertrauten Menschen vermittelt wird - so erhält die Bürokratie ein sympathisches Gesicht."