Die Standorte der drei Einrichtungen sind bewußt gewählt worden. Denn Bahnhöfe hatten und haben eine große Anziehungskraft auf Menschen, die mit Notlagen, Problemen und Konflikten belastet sind. Bernd Mühlbrecht, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft: „Bahnhöfe sind Orte des Ankommens, des Orientierens. Hier kann man in der Anonymität und der Betriebsamkeit langsam mit dem neuen Umfeld vertraut werden. Hier ist es auch möglich, behutsam und zurückgezogen am quirligen Leben teilzunehmen.“
Viele Bahnhöfe haben ihr Umfeld geprägt und angrenzenden Stadtteilen ihr Gesicht gegeben. Sie haben die Stadtentwicklung beeinflußt und soziale Umfelder geschaffen. Gesellschaftliche Prozesse und soziale Mißstände hier ablesbar und erlebbar.
Das gilt auch für den münsterschen Hauptbahnhof. „Allerdings ist das langjährige Miteinander von Reisenden, Kaufleuten, kulturellen und sozialen Einrichtungen und Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, bedroht“, stellt die Arbeitsgemeinschaft fest. Die öffentliche Diskussion betone einseitig die Aspekte Sicherheit und Ordnung.
Die Arbeitsgemeinschaft sieht dafür mehrere Ursachen: das neue Konzept der privatisierten Bahn AG mit dem Motto „Service, Sicherheit, Sauberkeit“, die Bemühungen um mehr Attraktivität für den Bahnhof als Einkaufszentrum, der Bau der Radstation und die Umgestaltung von Bahnhofsvorplatz und Bahnhofsgebäude, aber auch das öffentlich sichtbare Elend Drogenabhängiger am Osteingang des Bahnhofs.
Bernd Mühlbrecht verweist in diesem Zusammenhang auf die Diskussion um den Einsatz eines privaten Sicherheitsdienstes, „der vermeintlich randständige und unliebsame Personen vertreiben sollte“. Dagegen bezeichne die Polizei die Situation als nicht kritisch. Sie sei vor Ort vertreten und setze auf Deeskalation.
Bereits heute existiere eine breite Palette sozialer und gesundheitlicher Hilfen rund um den Bahnhof, betont die Arbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe. „Sie haben die unterschiedlichen Lebenslagen und Bedürfnisse von benachteiligten und wohnungslosen Menschen im Blick. Und sie sprechen sich aus der Erfahrung ihrer Arbeit dafür aus, den Hauptbahnhof als Kultur- und Begegnungsraum für alle Menschen zu erhalten.“
Am 11. September beteiligt sich die Arbeitsgemeinschaft mit Informationen und Aktionen im Fußgängertunnel und vor dem Bahnhof am bundesweiten Aktionstag „Die Stadt gehört allen!“. Informationen über soziale Einrichtungen beim Bahnhof gibt es aber auch vorab bei der Bahnhofsmission (Telefon 4 58 02), der Fachberatungsstelle des Diakonischen Werkes (Telefon 49 01 50) und im Haus der Wohnungslosenhilfe (Telefon 48 45 20).