Für das Team um Grabungsleiter Stephan Winkler ist der Parkplatz Stubengasse mit seinen 6500 Quadratmetern die größte zusammenhängende Fläche, die je in der City archäologisch unter die Lupe genommen wurde. Und die Denkmalbehörde hat dem Boden bisher schon einige Münster-Schätze abgerungen. Dazu zählen große Teile des Klarissenklosters von 1617 oder die im Vorjahr frei gelegten Bestattungen, die vermutlich aus dem Clemenshospital stammen und derzeit vom Rechtsmedizinischen Instiut der Universität naturwissenschaftlich analysiert werden. Zu den stadtgeschichtlich wertvollen Funden zählen auch ein gutes Dutzend Tierskelette aus dem 13. Jahrhundert und weitere Objekte aus mittelalterlichen Bebauungsphasen.
Vorbereitet hatte sich das Archäologenteam jetzt auf den Sprung in das neunte Jahrhundert und ist stattdessen auf eine Abfallgrube aus der Eisenzeit gestoßen. Sie stellt sich fürs Auge eher unspektakulär dar - dunkele runde Verfärbungen ließen sich im drei Meter tiefen Sandboden der Stubengasse ausmachen. Eine von ihnen datiert aus der vorchristlichen Zeit. Die Scherben sind inzwischen für die Stadtgeschichte gesichert - sprich geborgen, dokumentiert, im Profil fotografiert und werden dem Restaurator zur weiteren "Behandlung" übergeben. "Diese Grube muss zu einer kleinen Ansiedlung in der Nähe gehören", ordnet Stephan Winkler den wertvollen Fund ein. Vielleicht geben weitere Baggerarbeiten in den nächsten Tagen und Wochen darüber Aufschluss. Fest steht, dass diese Siedlungsgrube aus dem ersten vorchristlichen Jahrhundert derzeit im Innenstadtbereich der älteste Fund ist. Bisher waren das die Ende der 80er Jahre frei gelegten Siedlungsfunde aus dem Domherrenfriedhof (2. Jahrhundert nach Christus.
Kopfzerbrechen bereiten den Archäologen indes die auf der Stubengasse fehlenden 600 Jahre zwischen Mittelalter und Zeitenwende. "Wir wissen aus historischen Quellen um die Höfe ´Eschhues´ und ´Nerdinck´", so Stephan Winkler, "frühmittelalterlichen Versorgungsbetrieben für Bischof und Domkapitel". Vom Hof ´Eschhues´ fehlt bisher jede Spur, obwohl die Erhaltungsbedingen im Boden vorzüglich sind. Den Hof Nerdinck - auch er wird auf die Stadtgründung 8./9. Jahrhundert datiert - vermuten die Archäologen weiter nördlich in einem Areal, das bisher noch nicht untersucht werden konnte. Möglicherweise schlummern dort im Erdreich weitere "Münster-Schätze"...