Für den großen Raum der Hawerkamphalle schuf der 50-jährige Kölner sein "Bestiarium", wobei sein künstlerisches Interesse den zumeist kleinen, oftmals übersehenen Lebewesen wie Fröschen, Würmern und Mäusen gilt. Diese werden von ihm aus Holz herausgearbeitet, in Bronze gegossen, aus Frotteetuch modelliert oder aus Schaumstoff geschnitzt. Daneben sind es auch die scheinbar banalen Dinge des Alltags, die Eingang in die Bilderwelt Herzogs finden - eine Kiste mit Schuhen oder Bierdosen oder auch das für gewöhnlich Abstoßende wie ein gerupftes Huhn oder ein abgezogenes Kaninchen.
Bei seinen großformatigen "Wandstücken" werden Grenzen zwischen Malerei und Bildhauerei fließender: Pferdeköpfe aus Terrakotta, deren Oberflächenstruktur der Bearbeitung von Holz nachempfunden ist, sind seriell über den Heizkörpern angeordnet, wodurch letztere in eine plastische Form überführt werden. Auch ein Fries aus Holzbohlen hat Herzog der architektonischen Gliederung der Wand angepasst.
In einem abgedunkelten Raum zeigt Susanne Weirich (Jahrgang 1962) ihre Arbeit ""Elle ne perd pas le Nord" ("Sie verliert nicht den Blick für das Wesentliche"). Einem Roman der Dichterin Madeleine de Scudéry entnahm Weirich eine "Karte der Zärtlichkeit", aus der sie vier Motive auswählte und - entsprechend ihrer Positionierung auf der Karte - an die vier Wände des Raumes malte. Dazu projiziert die Künstlerin eine Abfolge von Zitaten, die sie geographischer und topographischer Literatur des 20. Jahrhunderts entnommen hat.
Bewegt der Betrachter sich in dieser Arbeit in der räumlichen Situation, so wird er in dem Ausstellungsteil "Weedgarden" zum außenstehenden Voyeur: Lediglich durch ein Guckloch kann er die mit fluoreszierender Farbe gemalte und von Textzeilen in englischer Sprache illuminierte Unkrautpflanze sehen. Auch hier spielt die DAAD-Stipendiatin mit Texten und Zitaten.
Lediglich in ihrer Videoprojektion "Kleid", die eigens für einen Teil der Hawerkamphalle entstanden ist, verzichtete Susanne Weirich auf den Bezug auf Sprache. Sie zeigt auf einer Rasenfläche angeordnete Stuhlreihen, zwischen denen sich eine Frau in einem rotgemusterten Kleid bewegt. Unvermittelt und nicht vorhersehbar, erscheint sie am Anfang einer Stuhlreihe und verschwindet am Ende derselben. Schließlich liegt nur noch das Kleid auf einem der Stühle - um sich im nächsten Moment vor den Augen des Betrachters aufzulösen ...
Städtische Ausstellungshalle Am Hawerkamp 22; Öffnungszeiten: Donnerstag/Freitag 16 - 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 - 18 Uhr.