Der überregional bekannte Künstler, Jahrgang 1960, ist Dozent für neue Medien an der Kunstakademie Münster. Seine vielfach minimalistischen und konzeptionellen Arbeiten reflektieren Grundsätzliches der Wahrnehmung und des Sehens. "Damit ist der Weg zum ‘Schau’-fenster nicht weit", erläutert Kuratorin Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Städtischen Ausstellungshalle Am Hawerkamp, die Köpnick für das "StadtLife"-Projekt begeisterte. TARGET MS präsentiere dem Betrachter in den Innenstadt-Schaufenstern sozusagen ein zweites Schaufenster, das eine erweiterte Perspektive der Stadt eröffnet.
In den 44 Fenstern sind auf Stativen Luftbildaufnahmen plaziert. Sie bilden den Straßenzug ab, in dem sich das jeweilige Geschäft befindet. Von der gegenüberliegenden Straßenseite aus wird das Schaufenster mit einem Laser anvisiert. Dem Betrachter wird klar: Das ist mein Standort aus der Vogelperspektive.
Diese Ortungen, so Andreas Köpnick, schaffen Raum für Assoziationen. Ob der Passant einfach nur den Perspektivwechsel erfährt, unter Beobachtung gerät oder sich als Zielscheibe wiederfindet - beim Abgehen der Installation ermöglicht das Kunstwerk auf Zeit eine neue Erfahrung der Innenstadt als kulturellen Erlebnisraum.
"Das Projekt basiert vor allem auf einer guten Zusammenarbeit mit den münsterschen Kaufleuten", betont Projektkoordinatorin Gundula Hölty. In den an der Installation teilnehmenden Geschäften werden Informationsblätter ausgelegt, die die weiteren Standorte benennen und den Künstler und seine Arbeit vorstellen. TARGET MS befindet sich auch im Internet unter www.fylmklasse.de/targetms.
TARGET MS im Zusammenhang mit dem künstlerischen Werk Andreas Köpnick befasst sich mit Fragen und Problemen der heutigen Informations- und Mediengesellschaft. TARGET MS steht im Zusammenhang mit weiteren Arbeiten des Künstlers. In ihnen hat er die Darstellung des Kosovokrieges in den Medien verarbeitet. Bis zum 5. September 1999 zeigt der Bonner Kunstverein seine "Sinfonie zum 26. März 1999", dem Beginn der NATO-Angriffe. Diese und weitere Projekte sind unter www.autopsi.de/koepnick aufrufbar.
Köpnick gehört zu einer Generation von Kunstschaffenden, die noch "analog sozialisiert" sind, aber unter dem Einfluß digitaler Technik arbeiten. Ein Beispiel für diese Richtung ist sein 1996 realisiertes Projekt "Die Scheinheiligen Dichter" in der Kunsthalle Bremen. Es handelt sich dabei um eine nichtlineare Audio/Video-Montage nach dem gleichnamigen Gedicht von Friedrich Hölderlin. In Köpnicks Arbeiten überwiegt nicht die technische Kühle, sondern das Spielerisch-Ironische. Für seine Außeninstallation "Keine Angst!" plazierte er 100 Rettungsringe in den Burggraben rings um das Haus Opherdicke in Unna (1993).
Andreas Köpnick erhielt unter anderem das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium und das Stipendium Cité Internationale des Arts (Paris) und wurde mit dem Bremer Videokunstförderpreis ausgezeichnet.