"Es gibt Objekte aus den Jahren rund um die Täuferherrschaft, die uns Rätsel aufgeben", erläutert Dr. Bernd Thier vom Stadtmuseum. So das Bett, "von dem man sagt, dass dort Jan van Leiden mit seinen sieben Frauen schlief", zitiert der Historiker einen Reisebericht aus dem frühen 19. Jahrhundert. "Stück für Stück vesuchen wir jetzt durch exakte Analysen seine Herkunft und seine Geschichte zu rekonstruieren".
Erstmals erwähnt wird das Möbelstück im Jahre 1759 als "Bettstatt des Knipperdöllinck". 1836 wird dieses Bett - nun im Friedenssaal der Stadt präsentiert - als "Bettlade des Jan van Leiden" ausgegeben. "Nachgewiesen ist, dass dieses Bett ursprünglich im Hause der Knipperdollincks, heute Prinzipalmarkt 41, stand", so Bernd Thier. Bis heute übrig geblieben sind zwei aufwändig verzierte Bettpfosten mit Groteskenschnitzereien aus Eiche. Sie lassen, so hat die mikroskopische Untersuchung der Restauratorin des Stadtmuseums ergeben, stellenweise die einstige Farbfassung erkennen.
In den 30er Jahren hat der Kunsthistoriker Max Geisberg das Bett grob in die Jahre um 1550 datiert. "Danach wäre eine Zuweisung als Schlafstätte des 1536 hingerichteten Jan van Leiden kaum möglich", betont Dr. Thier. Für genauere Analysen zog das Museum fachmännischen Rat hinzu: Dr. Thorsten Albrecht ist Spezialist für Renaissancemöbel, besonders für Betten und Schränke im norddeutschen Raum. Seine kunsthistorisch-stilistischen Untersuchungen datieren die Bettteile in die Jahre zwischen 1540 und 1550. Noch exaktere Resultate ergeben sich möglicherweise von einem dendrochronologischen Gutachten, der Untersuchung der Jahresringe der Eichenhölzer. Überraschungen sind daher nicht ausgeschlossen.
In jedem Fall wird das Stadtmuseum die ursprüngliche Gestalt des Prunkbettes rekonstruieren und in der Täuferausstellung dann die Einzelteile des Bettes in einer Inszenierung wieder zusammensetzen. Denn: Auch wenn es nicht das Bett des Täuferkönigs sein sollte - die Geschichte der Legendenbildung zu erleben, ist für die Besucher der Ausstellung sicher ebenso spannend.