Heuers Buch erscheint rechtzeitig vor dem Jubiläum zum 750jährigen Bestehen des Kirchspiels am 5. September 1999. Der Autor zeichnet darin die Geschichte eines der begehrtesten Lehen Münsters nach. Er beschreibt das Leben und Wirken privilegierter Söhne aus angesehenen Familien, die um die Pastorenstelle konkurrierten. In den Blick gerückt wird auch das harte Dasein der Menschen zwischen dem Venner Moor und dem sumpfigen Gebiet der Davert. Sie lebten bis zur "Bauernbefreiung" Anfang des vergangenen Jahrhunderts in Leibeigenschaft.
Aus dem Jahre 1249 stammt die Gründungsurkunde der Venne, bestätigt mit Siegeln der Propstei St. Mauritz, des Erzdiakons von Amelsbüren, des Domkellners und der Stadt Münster. Mit ihr erhielten die Bewohner dieser Gegend ("in loco qui dicitur Vene") erste Rechte. Das im Stadtarchiv aufbewahrte Dokument ist eine der ältesten Urkunden, die das Siegel der Stadt Münster trägt.
Bei seinen Forschungen griff der Autor auf Archivalien zurück, die zum großen Teil im Stadtarchiv Münster liegen. Dr. Hannes Lambacher, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs, rundete das Buch mit Beiträgen über das Patronatsrecht und die bäuerlichen Rechts- und Lebensformen in der Venne ab.
Bauholz - zuweilen für private Zwecke
Nahezu 750 Jahre hat die Stadt Münster über das Lehen (Beneficium) in der Venne gewacht. Bürgermeister und Ratsherren hielten sich zu Visitationen in der Pfarrstelle auf. Sie entschieden über anstehende Baumaßnahmen und hatten das Recht, die Eichen zu zeichnen, die jährlich als Bauholz an die Stadt zu liefern waren. Auch zu privaten Zwecken bedienten sich die Familien der Ratsherren bisweilen aus den Wäldern der Venne.
Der Rat der Stadt entschied aber nicht nur, wer Pastor werden konnte. Er hatte bis Ende des 19. Jahrhunderts hinein die gesamte Vermögensgewalt über die Kirchengemeinde St. Johannes. Häufig handelten jedoch die Pastöre selbständig, was zu Quereleien und Gerichtsverfahren führte. Verdienst der städtischen Sorge um das Lehen ist der Erhalt der kleinen Johannes-Kirche, die bis heute das Wahrzeichen der Venne ist. Erst am 23. Januar 1967 verzichtete Münster freiwillig auf das Patronatsrecht zugunsten des Bistums.
Leben im Moor
Heuers Buch gibt Einblick in die Lebensbedingungen des Münsterlandes über mehrere Jahrhunderte hinweg. Es zeigt die Stadt-Land-Beziehung unter kirchlicher, wirtschaftlicher und herrschaftlicher Blickrichtung. Es erzählt von Recht und Ordnung im Venner Moor, der Arbeit der Menschen, dem Vereins- und Schulwesen und den Verkehrsverbindungen zu den umliegenden Gemeinden und zur Bischofs- und Residenzstadt Münster. Der Abbildungsteil dient zur Vertiefung, die Zeichnungen von Bruno Bücker zur Veranschaulichung. Im zweiten Teil des Werkes wird das Leben der Landbevölkerung an Hand der einzelnen Kotten aufgearbeitet.
Heuer selbst bezeichnet sein in anschaulicher Sprache geschriebenes Buch im Vorwort als "Jubiläumsgeschenk an die Einwohner der Venne und an alle Freunde dieser wunderbaren Landschaft."