"Pflege- und Adoptiveltern übernehmen eine verantwortungsvolle Aufgabe, die ihnen vieles abfordert, aber auch erfüllend für sie ist", so Amtsleiterin Anna Pohl. "Mit dieser erstmals angebotenen Fortbildungsreihe wollen wir Hilfestellungen geben bei der Identitätsfindung, der Verarbeitung traumatischer Erfahrungen in neuen Beziehungen und der Doppelzugehörigkeit zu zwei Familien."
Zum Auftakt referierte Dr. Martina Cappenberg, Diplom-Psychologin aus Münster über "Formen und Folgen früher Bindungserfahrungen." Den zweiten Themenschwerpunkt bestritt Oliver Hardenberg, Diplom-Psychologe aus Münster. Er erläuterte, wie die Biographie der Ersatzeltern, ihr Verständnis und den Umgang mit traumatisierten Pflege- und Adoptivkindern beeinflusst. Die Tagesveranstaltung "Annäherung an die nur schwer zu erkennenden sprachlosen Traumen der frühen Kindheit" bildete Ende November den Abschluss der Reihe: Hildegard Niestroj, Diplom-Pädagogin aus Frankfurt, beschrieb die komplexen Strukturen kindlicher Erfahrungen und deren Auswirkungen im täglichen Miteinander. "Mit einem ,zarten’ theoretischen Hintergrund und viel Mitgefühl ist hier sehr viel zu bewirken", appellierte Niestroj an die Eltern. "Es ist wichtig, sich ganz bewusst vor Augen zu führen, was oftmals schon Säuglinge haben durchmachen müssen."
Das Gefühl, mit ihren Sorgen nicht alleine dazustehen und sich austauschen zu können, ist für Pflege- und Adoptiveltern sehr wichtig. "Die Paare wissen zwar vorher, welche Erlebnisse das Kind zu verarbeiten hat, doch nicht, wie sich der Alltag mit einem traumatisierten Kind schließlich konkret gestaltet", erläuterte Alwin vor der Brüggen, Diplom-Sozialpädagoge und Mitarbeiter der städtischen Pflegekinder- und Adoptionsvermittlungsstelle. Die Realität stelle viele Eltern vor ungeahnte Probleme, denn bereits Säuglinge zeigten Verhaltensauffälligkeiten.
Die große Nachfrage - für insgesamt 40 Seminarplätze meldete sich etwa die doppelte Anzahl Eltern - und die positive Resonanz zeigen eindeutigen Bedarf. "Wir werden auch im kommenden Jahr wieder Fortbildungsreihen anbieten", so Alwin vor der Brüggen.