Der Oberbürgermeister nutzte die Vorstellung des Haushaltsplanentwurfs, um einen konkreten Vorschlag zur Finanzierung der Musikhalle zu machen, für deren Planung erstmals Finanzmittel eingestellt worden sind. Er brachte die Möglichkeit ins Gespräch, einen Teil der notwendigen Investitionen der über lange Jahre angesparten Rücklage zu entnehmen. "Doch das geht nur, wenn die Haushaltsrisiken, zu deren möglicherweise erforderlichem Ausgleich die Rücklagen angespart worden sind, nicht nur nicht eintreten, sondern wenn es uns gelingt, noch weitere Mittel einzusparen und in die Rücklage zu stellen", so Tillmann.
Zudem machte der Oberbürgermeister deutlich, dass eine Finanzierung der Musikhalle ausschließlich aus öffentlichen Mitteln für ihn nicht infrage kommt. Die Musikhalle müsse zu einem "public-private-partnership-Projekt" werden, nur dann könne sie auch über die Ziellinie kommen.
Tillmann plädierte "auch vor dem Hintergrund der Wahlergebnisse vom 12. September" für die Verwirklichung großer Verkehrsprojekte wie den Ausbau des Flughafens Münster/Osnabrück und die Umgehungsstraße sowie für neue Gewerbegebiete.
Schon seit Jahren, aber ganz besonders aktuell auch in den vergangenen Wochen zeige sich, dass Münster als "Schreibtisch Westfalens" zumindest langfristig keine Zukunftsperspektive habe, spielte Tillmann auf die Diskussion über wegfallende Arbeitsplätze bei der Telekom, den Bahnwerkstätten und der Bundesfinanzschule an. Münster müsse daher seine eigenen Stärken stärken und die Priorität auf eine profilierte und engagierte Standortpolitik setzen.
Doch der Oberbürgermeister leugnete auch seine langjährige Kämmererzeit nicht und warnte die Kommunalpolitiker davor, angesichts positiver Eckwerte und einem im Städtevergleich außergewöhnlich soliden Haushalt übertriebene Wünsche zu formulieren. "Nur weil der Etatentwurf mitten in der schönen Adventszeit vorgelegt wird, darf man ihn nicht mit einem vorweihnachtlichen kommunalpolitischen Wunschzettel verwechseln, sonst haben wir alle am Ende eine schöne Bescherung in Form von chronisch roten Zahlen", sagte Tillmann.
Denn noch immer sei es nicht gelungen, die städtischen Investitionen mit einem ausreichenden Eigenkapitalanteil zu finanzieren. Folge seien ständig steigende Schulden. "Dabei macht mir weniger die Höhe der Schulden als die Dynamik ihrer Zunahme Sorgen", so Tillmann. Er plädierte daher dafür, sich wieder an die "gute alte Tugend der Schuldentilgung" heranzutasten.
Der Oberbürgermeister machte jedoch deutlich, dass man mit den "im Stadtvergleich ansehnlichen" Investitionen ganz bewußt eine antizyklische Wirtschaftspolitik betrieben habe, um die hiesige Wirtschaft zu stärken. "80 Prozent der Mittel, die wir ausgeben, bleiben bei den Unternehmen in Münster und im Münsterland", so Tillmann.