05.01.2000

Angebot, Nachfrage und langfristige Perspektiven Entwicklung des Einzelhandels in Münster

Gutachten geht in die entscheidende Phase: Bestandsaufnahme, Unternehmerbefragung und Kundenverhalten / Wirtschaftsforum am 11 . Januar

(SMS) Wie ist es im Einzelhandel um die Versorgung in Münster und in ihren Stadtteilen bestellt? Wie stellt sich die Situation von Angebot und Nachfrage bei einzelnen Branchen dar? Welches Einkaufsverhalten prägt die Verbraucher? Wie werden konkrete Standortbereiche bewertet? Welche Standorte eignen sich für den Einzelhandel, welche nicht? Welche Prioritäten setzt die Stadt bei zukünftigen Entwicklungen und über welche Potenziale kann sie verfügen? Antworten auf diese Fragen liefert die Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes für Münster. "Verbrauchern, Unternehmern und Investoren sollen verlässliche Rahmenbedingungen für zukünftige Planungen an die Hand gegeben werden", so Stadtdirektor Horst Freye vor der Presse zur derzeit laufenden Überarbeitung in Form eines Gutachtens.

Der Einzelhandel unterliege rasanten Entwicklungen, letztmalig habe der Rat 1993 Zielvorgaben für die Einzelhandelspolitik beschlossen. "Seitdem haben sich Rahmenbedingungen verändert", so der Wirtschaftsdezernent mit Blick auf verändertes Konsumverhalten, fortschreitenden Strukturwandel und bereits eingeleitete Entwicklungen wie Preußen-Park, Bebauung Stubengasse, Versorgungszentrum Gievenbeck-Südwest oder das York-Center an der Grevener Straße. Auch für aktuell anstehende Planungen für Bereiche wie ehemaliger Stückgutbahnhof oder Stadthafen II sei ein fundierter Ausblick auf münstersche Einzelhandelspolitik notwendig. Region wird eingebunden Stärkung der Innenstadt, Ausbau der wohnungsnahen Versorgung, Bereitstellung von Areal für den großflächigen Einzelhandel und die Sicherung der Versorgungsfunktion der Stadt für das Münsterland - das sind die bisherigen Stadtentwicklungsziele, die das Gutachten unter die Lupe nimmt und für zukünftige Entwicklungen neu bewertet.

Sie tut dies in enger Zusammenarbeit mit der münsterschen Kaufmannschaft und dem Umland. "Ein Beirat, der mit Bezirksregierung, der Industrie- und Handelskammer und dem Einzelhandelsverband Münsterland auch regional besetzt ist, begleitet die gutachterliche Arbeit", erläutert Dr. Kirsten Witte, Leiterin der Wirtschaftsförderung Münster. Die Diskussion um "eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen dem Oberzentrum Münster und den Mittel- und Grundzentren im Münsterland im Sinne einer optimalen Versorgung" sei auch Anliegen der Stadt. Auch einzelne Vertreter der Kaufmannschaft sind in den Beirat eingebunden.

Das Gutachten - der Rat der Stadt beauftragte damit die GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung, Büro Köln - werde dem Einzelhandel in Münster eine breite Informations- und Entscheidungsgrundlage bieten. Dr. Witte: "Es liefert Daten zu Kaufkraft, Kaufkraftreserven und Umsatz, es informiert über fehlende oder übersättigte Branchen, es gibt Marketinghinweise und formuliert Standortempfehlungen". Seit Oktober laufen die Arbeiten, die Gesamtergebnisse liegen voraussichtlich im Frühsommer vor.

Einzelhandel unverzichtbarer Partner Standortanalyse und Entwicklungsprognosen werden sich nicht nur auf die Auswertung von Strukturdaten und Zahlenmaterial stützen. Aussagekraft des Gutachtens und Nutzen für die hiesige Wirtschaft hängen von der Mitwirkung von Fachöffentlichkeit und Bürgerschaft ab. Umfangreiche Befragungen bei Handel und Verbrauchern zu Angebot und Nachfrage bilden eine wesentliche Säule im Konzept. "Dabei sind die Einzelhändler in der Innenstadt wie in den Stadtteilen unverzichtbare Partner", so Thomas Klein von der Wirtschaftsförderung. "Zurzeit läuft die detaillierte Bestandsaufnahme aller Einzelshandelsbetriebe in ganz Münster - Stadtteile, Gewerbegebiete und Ausfallstraßen eingeschlossen". Mitte Januar schließt sich eine schriftliche Unternehmensbefragung per Fragebogen bei allen Einzelhandelsbetrieben in der Stadt an. Hier geht es maßgeblich um die Erfassung von Betriebsstrukturen, Sortimenten, Vekaufsflächen und Umsätzen sowie um die eigene Einschätzung der Unternehmen zum Standort.

Umfrage bei 4000 ausgewählten Bürgern Weitere Bausteine: Eine repräsentative Bürgerumfrage bei 4000 ausgewählten Einwohnern zu Einkaufsverhalten und Meinungen zur Einkaufsstadt Münster und eine Passantenbefragung auswärtiger Besucherinnen und Besucher - beides ab Mitte Januar. Schließlich wird eine Kundenwohnorterhebung in ausgewählten Einzelhandelsbetrieben die Einbeziehung von Handel und Verbrauchern abrunden.

Zuvor, am 11. Januar, haben Unternehmer und interessierte Öffentlichkeit Gelegenheit, Ziele und Methoden des Projektes kennen zu lernen. "Chancen für Stadtentwicklung und Einzelhandel" ist die Informationsveranstaltung in den Räumen der IHK am Sentmaringer Weg überschrieben. "Sie bietet die Möglichkeit, sich aktiv und kritisch am Entstehungsprozess des Gutachtens zu beteiligen und in die spätere Diskussion der Ergebnisse einzubringen", so Peter Schnepper, Geschäftsführer der IHK zu Münster. Das gemeinsame Forum von Stadt, IHK, Handwerkskammer und Einzelhandels-Verband beginnt um 20 Uhr im IHK-Sitzungssaal.