02.06.2000

Vortrag beleuchtet Rolle von Ärzten im NS-Regime

"Mittwochsgespräch" in der Villa ten Hompel nimmt Westfalen in den Blick

(SMS) Sind Deutschlands Ärzte unter der nationalsozialistischen Herrschaft in ihrer Gesamtheit zu "Hitlers Helfern" geworden? Hat die deutsche Nachkriegsärzteschaft weder Schuld noch Sühne bekannt? Diesen Fragen stellt sich der nächste Referent in der Reihe "Mittwochsgespräche" am 7. Juni um 20 Uhr in der Villa ten Hompel. Dr. Franz-Werner Kersting ist wissenschaftlicher Referent am Westfälischen Institut für Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Münster und Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Siegen.

Am Beispiel der Ärzteschaft des damaligen Provinzialverbandes Westfalen und seiner großen Heilanstalten wird deren Verstrickung in das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten beleuchtet. Kersting kommt aufgrund seiner regionalen Recherchen zu differenzierten Aussagen. Dabei macht er auch mit bislang wenig beachteten Initiativen von Reformpsychiatern der 50er und der bewegten 60er Jahre bekannt. Sie verstanden die ‚braune' Hypothek des eigenen Berufsstandes schon früh als demokratisch-moralische Verpflichtung zur Humanisierung der psychiatrischen Krankenversorgung.

Zur Vortragsthematik hat Dr. Franz-Werner Kersting 1996 eine Studie über "Anstaltsärzte zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik. Das Beispiel Westfalen" veröffentlicht. Die Studie ist bei Forschungen zur Geschichte der westfälischen Provinzial-Heilanstalten am Westfälischen Institut für Regionalgeschichte entstanden. Der Eintritt zum Vortrag in dem Geschichtsort Villa ten Hompel am Kaiser-Wilhelm-Ring 28 ist frei.