"Es sollten Jahrtausende vergehen, bis aus der voreiszeitlichen Sanddüne die größte städtische Friedhofsanlage wurde", resümiert Klönne die lange Entstehungsgeschichte. Als sich abzeichnete, dass der 1887 angelegte kirchliche Zentralfriedhof bereits wieder zu klein für das rasch wachsende Münster wurde, forderte Regierungspräsident Alfred von Gescher den damaligen Oberbürgermeister Dr. Max Jungeblodt auf, einen kommunalen Friedhof einzurichten.
Mühsame Suche nach einem Standort
Keine leichte Aufgabe, denn die Bodenpreise stiegen zu Beginn des 20. Jahrhunderts unaufhörlich. Eine Anlage dieser Größe in Innenstadtnähe schied von vornherein aus. Aufgrund der sich häufenden Klagen der Kirchengemeinden, wurde der Zentralfriedhof 1914 noch einmal erweitert. Dennoch blieb das Thema Hauptfriedhof aktuell, wie Oberbürgermeister Dr. Jungeblodt bei der Amtsübergabe 1916 an Franz Dieckmann betonte: "Als schwierigste und dringlichste Aufgabe der nächsten Zukunft überlasse ich meinem Nachfolger die Schaffung eines neuen Hauptfriedhofes!"
Als in den 20er Jahren bei der Standortsuche im Osten Münsters erstmals ein Platz links und rechts der Werse in Handorf diskutiert wurde, brach in dem beliebten "Kaffeedorf" ein Sturm der Entrüstung los: "Kommt nur im Leben oft nach Handorf, aber verschont uns mit eurer Gegenwart nach eurem Tode", hieß es in einem Leserbrief. Nach langer Suche durch Geologieprofessor Dr. Theodor Wegener erwarb die Stadt Münster schließlich 1928 in der Bauerschaft Verth auf Telgter Gebiet ein 104 Hektar großes Gelände - den späteren Waldfriedhof Lauheide.
Besetzung im Krieg
Mit der wachsenden Zahl an Kriegsopfern wurden im November 1940 noch vor der offiziellen Eröffnung Soldaten in der Lauheide bestattet. Als im Bombenkrieg auch die Zahl der zivilen Opfer stieg, erfolgte am 10. Oktober 1942 die Eröffnung des Waldfriedhofs Lauheide. Bei den Kämpfen um den Militärflugplatz Dorbaum besetzten amerikanische Streitkräfte am 28. März 1945 das Friedhofsgelände. Die Gebäude wurden zu Werkstätten umfunktioniert und erst am 5. Mai 1946 geräumt. Mit der Wiedereröffnung im Juni 1947 fand die wechselhafte Geschichte des Waldfriedhofs ein Ende.
Gräber von Persönlichkeiten
Während die Stadt aus Ruinen langsam neu entsteht, entwickelt sich die Lauheide zu einem Ort der Naturnähe und Stille. Neben anderen bedeutenden Persönlichkeiten haben der Maler Friedrich Grotemeyer, der Maler und Grafiker Hans-Wolf von Ponikau, der Nobelpreisträger für Medizin Dr. Gerhard Domagk sowie der Ehrenbürger und ehemalige Stadtdirektor Heinrich Austermann ihre letzte Ruhestätte gefunden. Seit 60 Jahren ist Lauheide nun ein Ort des Trostes für Trauernde und ein Ziel für Erholungssuchende.