Beratung im Einzelfall und zugleich Beratung des "Systems Schule" - das sind die beiden Ansätze schulpsychologischer Arbeit. Lothar Dunkel, seit 1986 Leiter der Einrichtung mit Sitz im Kreuzviertel, formuliert das schlichte und doch treffende Leitmotiv: "Schüler, Eltern und Lehrer stärken". Nach diesem Motto hat das Team tausende von Schülerlaufbahnen individuell begleitet, manche von ihnen entscheidend beeinflusst.
"Jährlich nehmen wir rund 400 Anmeldungen für Gespräche und Therapie neu an", nennt Lothar Dunkel Zahlen. Es sind seit Jahren ähnliche Probleme, bei denen Heranwachsende und ihre Eltern Rat bei den Fachleuten der Abteilung im städtischen Schulamt suchen. Mängel im Lesen, in der Rechtschreibung und beim Rechnen - sogenannte "Teilleistungsschwächen" stehen ganz oben auf der Förderliste. Gefolgt von emotionalen Problemen wie Schulängste, Konzentrationsdefizite, motorische Unruhe und Schwierigkeiten im Arbeitsverhalten. Heute stehen für das Arbeitsfeld 8,5 Planstellen zur Verfügung. Rund 30 freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten zusätzlich im Förderbereich.
Bundesweite Beachtung
Die Konzepte der Schulpsychologen aus Münster finden weit über Stadtgrenzen hinaus Beachtung und werden in zahlreichen Publikationen veröffentlicht. Stichworte dazu: Hochbegabtenförderung, Lehrerfortbildung und auch die wegweisenden Ferienintensivkurse in einer Lernwerkstatt für Kinder mit Schwächen im Lesen und Schreiben. Bundesweites Interesse fand und findet das heilpädagogische Voltigieren und Reiten. In Zusammenarbeit mit dem Jugendamt haben inzwischen über 20 Institutionen wie Schulkindergärten, Grundschulen, Horte, Kinder- und Jugendpsychiatrie die Arbeit mit dem Pferd in ihr Erziehungs- und Förderkonzept übernommen.
Teamwork mit der Institution Schule - zum täglichen Arbeitsfeld der Schulpsychologischen Beratungsstelle zählt auch die Zusammenarbeit mit Kollegien und einzelnen Pädagogen. "100 Anfragen erreichen uns jährlich mit der Bitte um Projektunterstützung", bilanziert Lothar Dunkel. Streitschlichtungstrainings gehören dazu wie Hilfen bei schulbezogenen Veranstaltungen.
Fortbildung für 1500 Lehrer
Immer mehr nutzen Lehrer und Lehrerinnen die Angebote der städtischen Beratungsstelle zur Fortbildung und Begleitung von schulinternen Prozessen. Waren es 1970 noch rund 100 Teilnehmer, so sind es heute in einem Jahr nahezu 1500 Pädagogen. Lothar Dunkel: "Das ist ein klares Signal für die Notwendigkeit und Akzeptanz, psychologisches Know-how in die innere Entwicklung von Schule einzubringen".
Domizil der Schulpsychologen ist seit nunmehr 20 Jahren die "Zuckervilla" am Kreuztor. Vom Keller bis in die dritte Etage wird das behagliche Anwesen für Einzelberatungen wie Gruppenangebote bis hin zu Elternabenden genutzt. "Das Haus strahlt eine optimale Atmosphäre für unsere Arbeit aus", so Lothar Dunkel. Am kommenden Samstag ist Gelegenheit, es kennen zu lernen.