Bis vor wenigen Wochen habe es den Anschein gehabt, dass Münster von der Welle ausländerfeindlicher Aktionen verschont bleibe. Dem Bemühen der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger um eine friedliches Zusammenleben mit ausländischen Mitbürgern aller Hautfarben, Nationalitäten und Kulturen werde so massiver Schaden zugefügt, sagte Tillmann. Der Vorfall selbst, den der Oberbürgermeister als "schlimme, aber hoffentlich punktuelle Entgleisung" wertet und der nach seiner Auffassung im Widerspruch steht zur Haltung der Münsteraner gegenüber Ausländern, verlange "einen Schulterschluss aller Demokraten."
Ausdrücklich dankte Tillmann den couragierten Passanten, deren mutiges und beherztes Eingreifen eine schlimmere Entwicklung verhindert und den sofortigen Einsatz der Polizei möglich gemacht habe. "In Münster können und werden wir es nicht hinnehmen, dass ausländische Mitbürger Opfer einer solchen Hetzjagd werden. Vielmehr müssen wir alles tun, damit die Stadt des Westfälischen Friedens jetzt und in Zukunft eine Stadt der Vielfalt und der Toleranz bleibt." Tillmann setzte sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls mit Polizeipräsident Wimber und dem Vorsitzenden des Ausländerbeirats, Spyros Marinos, in Verbindung und schlug ein gemeinsames Vorgehen zur Abwehr rechter Gewalt und von Fremdenfeindlichkeit vor. Ziel: Eine "konzertierte Aktion gegen Rechts". Tillmann verwies in dem Zusammenhang auch auf die am vergangenen Freitag in Münster gegründete Initiative von 40 prominenten Münsteranern gegen Antisemitismus, Ausländerhass und Menschenfeindlichkeit.
Dass dies keine Lippenbekenntnisse sind, zeigt sich nach Ansicht von Polizeipräsident Wimber auch an der Reaktion münsterscher Bürger gerade bei dem Vorfall am Samstag auf der Hammer Straße: Er hob die Zivilcourage der Passanten hervor, die durch schnelle Reaktion und das Herbeirufen der Polizei weitere Eskalationen verhindert hätten. Wenn Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft so mutig und beherzt reagieren, werde der "rechte Mob" auf Dauer keine Chance haben, sagte Wimber. Erfreut zeigte sich der Polizeipräsident aber auch über die schnelle Reaktion der Justiz: Der Haftrichter erließ den von der Staatsanwaltschaft Münster beantragten Haftbefehl für zwei der drei Tatverdächtigen.
Der Vorfall vom Wochenende macht nach Auffassung des Vositzenden des Ausländerbeirats, Spyros Marinos, deutlich, dass Ausländerhass und Gewaltbereitschaft gegenüber ausländischen Mitbürgern gesellschaftliche Phänome sind, die vor den Grenzen Münsters nicht halt machen und auch andere Minderheiten treffen. Nach Einschätzung von Marinos gibt es in Münster eine "offene und eine subtile Fremdenangst", die intensive und differenzierte Beschäftigung mit dieser Thematik verlangt.
Tillmann will aus Anlass der jüngsten Entwicklungen persönlich an der nächsten Sitzung des Ausländerbeirats teilnehmen, die Marinos für kommenden Mittwoch (30.08.2000) einberufen hat. Dabei sollen konkrete Maßnahmen beraten werden, wie in Stadt und Region rechtsradikalen Tendenzen wirksam begegnet werden kann. "Wir müssen auch in Münster alles tun, um eine Ausweitung ausländerfeindlicher Haltungen zu verhindern", erklärten Tillmann, Marinos und Wimber abschließend. Der Leitgedanke dabei müsse sein: "Wehret den Anfängen!"