Damit kommt ein Projekt "in Fahrt", das zunächst nur auf die Errichtung einer Musikhalle ab-zielte, inzwischen aber größere Dimensionen anzunehmen beginnt und eine neue Kursbe-stimmung für Münsters Stadtentwicklung insgesamt bedeutet: Mit einem Museum für Gegen-wartskunst würde die führende Rolle der Westfalenmetropole auf diesem Sektor unterstrichen. Das "Kulturforum Westfalen" könnte zugleich einem 12,5 Hektar großen innerstädtischen Are-al völlig neue Funktionen geben.
Der im Landeseigentum stehende Hindenburgplatz, eine unbefestigte Freifläche im Promena-denring zwischen Schloss und Altstadt, ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für eine Neugestaltung ins Gespräch gebracht worden - als "Brücke" zwischen dem Hochschul-Sektor im Westen und dem übrigen Stadtgebiet. Eine Bebauung war bisher mit Rücksicht auf bestimmte Nutzungen, für die es lange Zeit keine Alternativen gab, immer wieder zurückge-stellt worden: Großveranstaltungen, Volksfeste und Jahrmärkte, Konzerte und sportliche "Events" haben hier seit Jahrzehnten ihren Platz. Aber auch als Parkraum ist der Hindenburg-platz seit langem eine feste "Größe": Über 1 000 Autos können hier, in unmittelbarer Nähe zur Universität und zum historischen Stadtkern, geparkt werden.
Die Lagegunst ebenso wie die Bemühungen um eine wirtschaftliche und kulturelle Stärkung des Standorts Münster führten zu Überlegungen, hier auch Aktivitäten anzusiedeln, die in un-mittelbarem Bezug zu den benachbarten Hochschuleinrichtungen sowie zur Rolle der Hoch-schul- und Kulturstadt Münster stehen. Die Planungen für eine Musikhalle wurden zunächst auf ein als Parkplatz genutztes Grundstück südlich des Schlosses konzentriert und über ein Nutzungskonzept sowie ein Raumprogramm bis zu einem Testentwurf geführt, der eine Kon-zerthalle mit 1 600 Plätzen vorsieht.
Zusätzliche "Bewegung" kam in die Angelegenheit, als im April die NRW-Landesregierung zu ihrer externen Kabinettssitzung in Münster zusammentraf: Ministerpräsident Clement griff bei einem Empfang durch Oberbürgermeister Tillmann im Friedenssaal des Rathauses die Kon-zeptidee auf, ein Doppelprojekt aus Musikhalle und einem Museum für Gegenwartskunst am Standort Hindenburgplatz zu realisieren - eine Maßnahme zur Stärkung des Kulturstandorts und der Funktion Münsters als Westfalenmetropole.
Clements Angebot fand bei den anwesenden Repräsentanten aus allen Bereichen von Politik und Gesellschaft nicht nur an diesem Abend lebhafte Resonanz. Ein Spitzengespräch am 10. August beim Oberbürgermeister brachte den Durchbruch: Gemeinsam mit ranghohen Vertre-tern der Landesregierung und Regierungspräsident Dr. Twenhöven sowie dem Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Wolfgang Schäfer, wurden die Grundideen entwik-kelt, die jetzt dem Rat vorliegen.
Zur Beschlussfassung wird im einzelnen vorgeschlagen: Das Land und die Stadt Münster wollen gemeinsam und in Übereinstimmung mit der Region auf dem Hindenburgplatz in Mün-ster ein Projekt "Kulturforum Westfalen" entwickeln. Die Vorplanungen für eine Musikhalle sollen in dieses Projekt eingebracht werden, das um ein Museumsprojekt für Gegenwartskunst ergänzt werden soll. Die Musikhalle würde in Trägerschaft der Stadt Münster errichtet; das Museum für Gegenwartskunst soll einen "geeigneten Träger aus dem kommunalen Bereich" bekommen (möglichst durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe). Das Land Nordrhein-Westfalen würde das Grundstück zur Verfügung stellen. Zuschussmöglichkeiten aus öffentli-chen Mitteln ergeben sich etwa durch die Förderung im Rahmen eines internationalen städte-baulichen Wettbewerbs, aber auch durch Methoden der "klassischen Museumsförderung." Dazu gehört auch die Einbeziehung des Projekts in die Projekte der "Regionale 2004".
Oberbürgermeister Tillmann, der dieses Projekt selbst zur "Chefsache" gemacht hat, will es noch in diesem Monat auf den Weg in die zuständigen Ausschüsse des Rates geben, damit dieser auf seiner nächsten Sitzung am 25. Oktober in einem Grundsatzbeschluss "grünes Licht" für die weiteren Projektplanungen geben soll.
Wenn der Rat der OB-Vorlage zustimmt, kann die Stadtverwaltung Münster die Realisierung für das Projekt "Kulturforum Westfalen" weiter voran treiben. Dazu gehört auch die Aufgabe, gemeinsam mit den bisherigen Nutzern des Hindenburgplatzes (z.B. den Schaustellern für künftige Sendveranstaltungen) nach Alternativen für den Hindenburgplatz zu suchen. Die Ein-richtung einer Arbeitsgruppe gemeinsam mit Vertretern des Landes Nordrhein-Westfalen, der Bezirksregierung Münster, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe und der "Regionale 2004" soll Münster dem Ziel eines "Kulturforums Westfalen" näher bringen.