12.08.2024

Kindertagesbetreuung: Stadt Münster baut Versorgung erneut aus

Versorgungsquote von Unterdreijährigen bei über 50 Prozent / Fachkräftemangel stellt Stadt vor Herausforderungen

Münster (SMS) Die Stadt Münster hat die Versorgung bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren (u3) weiter ausgebaut. Demnach stieg die Versorgungsquote im Kindergartenjahr 2024/25 von zuletzt 50,7 Prozent auf 53,4 Prozent, bei Kindern über drei Jahren (ü3) von 105,3 auf 107,6 Prozent. Das geht aus dem Kindertagesbetreuungsbericht 2024 hervor, den das Amt für Kinder, Jugendliche und Familien der Politik ab dem 27. August vorlegt. Der anhaltende Fachkräftemangel führte allerdings dazu, dass bei der Kitaplatz-Vergabe nicht alle vorhandenen Plätze in Münster berücksichtigt werden konnten.

Die angespannte Situation in Kindertagesstätten (Kitas) ist kein spezifisches Problem für Münster. Fast überall in Deutschland mangelt es an Kitaplätzen sowie Personal zur Kinderbetreuung. Dem jüngsten Ländermonitor „Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung zufolge fehlen bundesweit rund 430.000 Kitaplätze, 110.000 davon in Nordrhein-Westfalen. Die Versorgungslücke bei Erzieherinnen und Erziehern liegt bis zum Jahr 2025 in Deutschland bei rund 113.700 Fachkräften, in NRW bei 17.800 Erzieherinnen und Erziehern. 

Um eine möglichst wohnortnahe Betreuung von Kindern zu ermöglichen, setzt die Stadt auf einen kontinuierlichen Neu- und Ausbau von Kindertagesstätten. So starteten im Frühjahr dieses Jahres fünf neue Kitas mit insgesamt 18,5 Gruppen. Die Stadt Münster berücksichtigt zudem in Neubaugebieten Kitas entsprechend der geplanten Wohneinheiten und bestehenden Bedarfe.

Neue Betreuungsplätze in Münster 

Insgesamt stehen im Kindergartenjahr 2024/25, das am 1. August begonnen hat, in Münster 13.216 Plätze zur Betreuung von Kindern im Alter bis sechs Jahre zur Verfügung. Das sind 113 Plätze mehr als im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Kinder in diesem Alter sank von 16.727 auf 16.261. 

Konkret hat die Stadt dem Kindertagesbetreuungsbericht zufolge in den vergangenen zwölf Jahren 3.349 neue Betreuungsplätze geschaffen – davon 1.583 für unter Dreijährige in der Kindertagespflege und in Kindertageseinrichtungen sowie 1.766 neue ü3-Plätze in Kitas. 

Auswirkungen des Fachkräftemangels

„Dass wir den Ausbau an Kitaplätzen erneut vorantreiben konnten, ist ein positives Signal“, sagt Stadtdirektor Thomas Paal. „Mit einer Quote von über 50 Prozent bei der u3-Versorgung liegt Münster zudem sowohl im bundes- als auch im landesweiten Vergleich im vorderen Bereich. Gleichwohl sehen wir uns weiterhin mit einem erheblichen Fachkräftemangel konfrontiert, sodass die Zahl an nicht zu besetzenden Plätzen ebenfalls gestiegen ist.“ 

Für das Kitajahr 2024/25 konnten demnach 466 Plätze – davon 174 u3- und 292 ü3-Plätze – nicht belegt werden. Im u3-Bereich lag die bereinigte Versorgungsquote damit bei 51,1 Prozent, bei den über Dreijährigen bei 104,1 Prozent – und damit höher als bei den entsprechenden Vorjahreswerten (48,9 Prozent und 102,8 Prozent). Die Quote von über 100 Prozent für ü3-Kinder ermöglicht Betreuungsplätze für die Kinder, die im Laufe des Jahres drei Jahre alt werden oder nach Münster ziehen. 

Sensibles Spannungsfeld 

„Die Kindertagesbetreuung in Münster wie auch in anderen Städten steht weiterhin vor großen Herausforderungen“, sagt Thomas Paal. „Wir sind gezwungen, uns in einem sensiblen Spannungsfeld zwischen notwendigem Kita-Ausbau, einem enormen Fachkräftemangel sowie einer angespannten Haushaltssituation bewegen zu müssen. Um den Bedürfnissen von Kindern und Familien adäquat gerecht zu werden, braucht es umfassende und aufeinander abgestimmte Maßnahmen in allen drei Bereichen.“ 

Die Stadt arbeitet auf vielfältige Weise an Lösungen. Neben einem regelmäßigen Austausch mit anderen Kommunen sucht die Stadt auf lokaler Ebene nach passgenauen Ansätzen für Münster. Mit einem Unterausschuss des städtischen Ausschusses für Kinder, Jugendliche und Familien erörtern und diskutieren zudem verschiedene Gruppen Lösungsstrategien wie beispielsweise bezahlbaren Wohnraum für Fachkräfte. Auch zusätzliche sozialpädagogische Angebote werden geprüft, um Mitarbeitende insbesondere in vom Fachkräftemangel stark betroffenen Stadtteilen zu unterstützen und zu entlasten. 

Neue Ausbildungskapazitäten

Seit dem vergangenen Jahr setzt die Stadt bereits auf neue Ausbildungskapazitäten. Zum Schuljahr 2023/2024 hat das Anne-Frank-Berufskolleg erstmals zwei Klassen für die Praxisintegrierte Ausbildung zur Kinderpflegerin oder Kinderpfleger angeboten, die in Kitas als Ergänzungskräfte eingesetzt werden können. Zusätzlich sollen Fachkräfte aus dem Ausland die Situation entlasten.