Münster (SMS) Der niederländische Kooperationspartner der Abfallwirtschaftsbetriebe (awm), das Entsorgungsunternehmen Twence, investiert in den Bau einer neuen Anlage, die das klimaschädliche Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) zu einem wertvollen Rohstoff umwandelt. Wie die Technik funktioniert, und warum sich das Verfahren auch positiv auf die CO2-Bilanz der Stadt Münster auswirkt, darüber informierten sich Mitglieder des Betriebsausschusses der Abfallwirtschaftsbetriebe vor Ort in Hengelo.
Rund 416 kg Abfall produzierte jeder Münsteraner 2021 durchschnittlich, zwei Drittel davon wurden von den awm als Wertstoffe getrennt erfasst und verwertet. Restabfall wird in Münster in der mechanischen Aufbereitungsanlage vorsortiert. Die Sortierreste gehen für die thermische Verwertung zur Twence. Am Ende des Prozesses entsteht Fernwärme für Haushalte und Industriebetriebe in der Region Twente – gut für den Ressourcenschutz, denn das spart fossile Energieträger wie Erdgas.
Der awm-Kooperationspartner Twence zeigt, dass es noch nachhaltiger geht, indem das CO2 aus den Rauchgasen, die während des Verbrennungsprozesses entstehen, mit innovativer Anlagentechnik abgeschieden wird. Dazu wird das CO2 an ein Lösungsmittel gebunden, das anschließend erhitzt wird. So entweicht das CO2 als reines Gas, wird durch Kühlung getrocknet und anschließend in flüssiger Form gespeichert. Eingesetzt wird es dann zum Beispiel für den Einsatz in Gewächshäusern oder für die Herstellung von Trockeneis.
Für dieses Verfahren hat die Twence 2014 eine innovative Pilotanlage in Betrieb genommen. Was klein angefangen hat, wird jetzt groß. Denn die Technik zur CO2-Abscheidung wird mit dem Bau einer neuen Anlage ausgeweitet, die in diesem Jahr fertiggestellt werden soll und jährlich 100.000 Tonnen CO2 aus Rauchgasen abscheiden kann. In den nächsten fünf bis sechs Jahren sollen zwei weitere Anlagen dieser Art folgen.
Parallel sucht die Twence mit Kooperationspartnern nach weiteren Möglichkeiten, den gewonnen Rohstoff CO2 in hochwertiger Weise zu verwenden – etwa für die Herstellung von Baustoffen oder in der Lebensmittelindustrie. „Von dieser innovativen Technik profitiert Münsters CO2-Bilanz natürlich unmittelbar, da im Rahmen unserer öffentlich-rechtlichen Kooperation die Sortierreste aus Münster in Hengelo verwertet werden. Es zeigt sich einmal mehr, wie gut sich die Abfallwirtschaftskonzepte in dieser internationalen Partnerschaft ergänzen und Synergien für noch mehr Nachhaltigkeit in der Abfallwirtschaft gesamt-ökologisch und auch ökonomisch genutzt werden können“, betont Ludger Steinmann, Vorsitzender des awm-Betriebsausschusses.
Hintergrund: Die Stadt Münster und 12 niederländische Gemeinden der Region Twente haben im Jahr 2018 eine öffentlich-rechtliche Kooperation in der Abfallwirtschaft geschlossen. Die Twence verwertet jährlich rund 45.000 Tonnen Sortierreste (Restabfall) aus Münster, im Gegenzug verwerten die awm jährlich rund 5.000 Tonnen Bioabfall der Twence in Münster zu Biogas und Kompost. Beide Partner sind Mitglieder der Euregio und leisten über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Abfallwirtschaft einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung des Zusammenlebens in einem gemeinsamen Versorgungsgebiet.
Bild: Eine neue Anlage zur Abscheidung von Kohlendioxid des awm-Partners Twence soll in diesem Jahr fertiggestellt werden. Mitglieder des awm-Betriebsausschusses informierten sich in Hengelo über das Verfahren. Foto: Stadt Münster. Veröffentlichung mit dieser Pressemitteilung honorarfrei.