Münster verfügt nach den Worten des Oberbürgermeisters über eine "Bildungslandschaft, die es in sich hat": Etwa die Hälfte der Bevölkerung habe hier tagtäglich mit Bildung zu tun. Die Universität und die übrigen Hochschulen prägen hier so sehr das städtische Leben, dass in einer Bürgerumfrage, in der nach den "wesentlichen Charakterzügen" Münsters gefragt wurde, 97 Prozent die Bezeichnung "Mün-s-ter als Universitätsstadt und Bildungszentrum" gewählt hatten. Tillmann: "Die ‚ländliche Verwaltungsstadt' kam, was bei dem Ruf Münsters als ‚Schreibtisch Westfalens' schon fast erstaunlich zu nennen ist, nur auf 42 Prozent."
Wie in kaum einer anderen großen deutschen Hochschulstadt sei vor allem die auf mehr als 200 Gebäude über das gesamte Stadtgebiet verteilte Universität Bestandteil städtischen Lebens. Von dieser "Lagegunst" profitiert die gesamte Stadt - mit der Folge, dass die Hochschulen und die an ihr tätigen Menschen auch das Stadtbild deutlich prägen.
Die besondere Sensibilität der Stadt Münster und ihrer Bevölkerung für Hochschul- und Bildungsthemen hat auch besondere Auswirkungen auf die Kommunalpolitik und führt hier nach Überzeugung des Oberbürgermeisters "zu einer ganz besonderen Diskussionskultur". Er wies auf die Diskussion um die Verlagerung eines Gymnasiums in den westlichen Stadtteil Gievenbeck, die "hinsichtlich ihrer Intensität, diplomatischen Qualität, des geforderten Fingerspitzengefühls und der Medienresonanz wohl nur mit der Diskussion über die Verlagerung des Zoos vom Gelände der heutigen LBS auf die Sentruper Höhe Anfang der 70er Jahre zu vergleichen ist".
Die positiven Effekte der Hochschulstadt zeigen sich in Münster an vielen Stellen: Gerade durch die attraktive Bildungslandschaft und die bauliche und kulturelle Attraktivität, durch ihre interessierte und motivierte Bevölkerung sei Münster eine Stadt mit hoher Lebensqualität. Die Westfalenmetropole habe "alle Chancen, eine Leuchtturmstadt des Wissens, der Bildung, der Lehre und der Forschung zu werden - ein deutsches Cambridge oder Bilbao".
Oberbürgermeister Dr. Tillmann sprach in diesem Zusammenhang auch von "Visionen", die mit einer Stadt dieser Qualität verbunden seien. Er verwies auf die vom NRW-Landeskabinett grundsätzlich beschlossene Unterstützung des "Kulturforums Westfalen" auf dem Hindenburgplatz. Dieses Projekt mit einer Musikhalle sowie einem Museum für Gegenwartskunst, habe eine elementare Bedeutung für Münsters Standortprofil in der Zukunft, so dass er sich dazu auch einen breiten Konsens in der Bevölkerung vorstellen könne, betonte der Oberbürgermeister.
Münster, so Tillmann abschließend, habe sich lange "auf seinen Lorbeeren ausgeruht". Er verwies auf die bei diversen Anlässen vorgenommenen Rückblicke in Münsters traditionsreiche Vergangenheit - vom Stadtjubiläum bis zur 350-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens. Aber: "Jetzt müssen wir die Herausforderungen der Zukunft bestehen, denn Münster steht europaweit in einem scharfen Wettbewerb der Städte und Regionen".
Er plädierte dafür, gemeinsam an der Vision für ein "Münster der Zukunft" zu arbeiten, an der sich alle beteiligen sollten, die in dieser Stadt Verantwortung tragen.