Für die Verwaltungsspitze waren die Gründe für die Niederlage vor dem OVG überraschend. "Dass die Verkehrsfrage in dem OVG-Verfahren eine so entscheidende Rolle spielen würde, war nicht zu erwarten. Nicht einmal die Kläger haben sich ja darauf konzentriert", so Freye. Handwerkliche Fehler habe die Verwaltung sich daher nicht vorzuwerfen.
Vielmehr sei es so gewesen, dass die Hauptargumente der Kläger zurückgewiesen worden seien. "Die Stadt ist sowohl in der Frage des sogenannten Koppelungsgeschäftes als auch hinsichtlich der Berücksichtigung der landesplanerischen Vorgaben bestätigt worden", erklärte Freye.
Gescheitert sei der Bebauungsplan offenbar an der unterschiedlichen Einschätzung der zu erwartenden Belastungen der Anwohner durch das Einkaufszentrum und das Stadion. Während das OVG der Ansicht gewesen sei, dass insbesondere der Lärm durch die zu erwartenden Verkehre durch Besucher und Kunden auf der Hammer Straße in Kombination mit den bereits existierenden Belastungen durch die Umgehungsstraße und die Bahnlinie nicht akzeptabel sei, habe die Verwaltung dies wegen der geplanten verkehrslenkenden Maßnahmen und des Ausbaus der Straße anders gesehen.
"Die Hammer Straße ist die am besten ausgebaute und erschlossene Einfallstraße in Münster. Wir waren davon ausgegangen, dass zeitweise Staubildungen unter diesen Umständen hinnehmbar seien. Das OVG hat diesem Umstand offenbar eine andere Bedeutung zugemessen", erklärte Freye. Welche Konsequenzen dies für die weitere Entwicklung an der Hammer Straße habe, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar.
"Bemerkenswert" nannte der Stadtdirektor die Argumentation des Gerichts hinsichtlich der Lärmbelastung der Anwohner durch den Stadionbetrieb. Dass es gegenüber dem jetzigen Zustand in einem neuen Stadion auf jeden Fall eine Verbesserung gegeben hätte, habe offenbar keine Rolle gespielt.
Konkrete Pläne für eine moderne Spielstätte für den SC Preußen Münster, für die weitere Einzelhandelsentwicklung und das Grundstück an der Hammer Straße gebe es noch nicht. "Wir müssen nicht nur das schriftliche Urteil abwarten, sondern auch mit dem SC Preußen und ECE sprechen", so Freye. Das sei nicht nur aufgrund der jetzt eingetretenen Sachlage notwendig, sondern auch ein Gebot der Fairness unter Projektpartnern.
Den Fraktionen des Rates wolle die Verwaltung am Montag in ihren Sitzungen für Informationen zur Verfügung stehen. Inwieweit sich bis zur Ratssitzung am Mittwoch neue Entwicklungen abzeichnen könnten, sei noch nicht absehbar. Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt für Freye nur eins: "Zehn Jahre harter Arbeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung, um den Münsteraner Sport und das Einzelhandelsoberzentrum Münster nach vorne zu bringen, drohen umsonst gewesen zu sein."