Im vorliegenden Fall befand sich der Stall in der Bezirksverwaltung Hiltrup. Eine "nicht unbekannte (!) Münsteranerin" wollte sich auf Anraten ihrer Bank eine Kopie des Reisepasses als Identitätsnachweis beglaubigen lassen. Problem: Dokumente dürfen nur vollständig beglaubigt werden, dazu gehören auch die leeren Seiten des Passes. So jedenfalls will es das Gesetz. Bei 32 Seiten Reisepass und vorgegebenen vier Mark Gebühr pro Seite macht das 128 Mark.
In fast zehn Jahren habe sie noch nie einen Reisepass beglaubigt, beteuert eine Mitarbeiterin. Es sei ihr noch immer gelungen, eine preisgünstigere Alternative vorzuschlagen. Als Identitätsnachweis tut es auch eine erweiterte Meldebescheinigung (Gebühr: 9 Mark). "Ich habe noch von keinem Land gehört, wo das nicht akzeptiert wird." Gleiches gilt alternativ für die beglaubigte Kopie von Vorder- und Rückseite des Personalausweises (Gebühr: 8 Mark). Sogar von ordnungsliebenden Schweizer Verwaltungsstellen wird die anerkannt.
Diesmal biss die Mitarbeiterin auf Granit. Für preisgünstige, legale Alternativen war besagte Münsteranerin nicht zu haben. "Das werden wir sehen!" muss sie sich gesagt haben und verlangte, "mit gesundem Menschenverstand" entgegen gesetzlicher Vorgaben nur eine bestimmte Seite aus dem Pass zu beglaubigen. Schließlich ging sie unverrichteter Dinge. Als Dankeschön für den geldwerten Rat (8 oder 9 Mark statt 128 Mark Gebühr) durfte sich die Mitarbeiterin dafür ein paar Tage später in Medien als Verbündete von "Amtsschimmel" und "Dukatenesel" entdecken, die mit Hilfe leerer Seiten für volle Gebührenkassen sorgen...
Das sitzt und motiviert. Ist das die übliche Umgangsform einschlägiger Persönlichkeiten? "Nein. Gestern hatten wir wieder eine Sternstunde. Da sagte uns ein Kunde aus der Innenstadt, er komme immer zu uns in die Hiltruper Dienststelle, weil hier alle so freundlich und nett seien. Das baut auf."