Ihre Motive sind stets unspektakulär, beinahe nebensächlich, banal. Kinder, mit dem Rücken zum Betrachter, heben ihre Finger in die Luft; ein Mann und eine Frau bewegen sich durch einen unauffällig tapezierten Hausflur; Aufnahmen von Beinen und Händen sind vor einem Rasenstück zu sehen. "Man spürt bei all' den Bildern von Heike Mutter jedoch, dass etwas Unpassendes im Spiel ist - was zunächst stimmig erscheint, entpuppt sich als merkwürdig entstellt", so Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Hawerkamphalle. "Es ist, als führten die fotografischen Aufnahmen in ein luftleeres Niemandsland". Gerade die Indizien, die ein Subjekt in einen Raum ortet, scheinen hier aufgehoben: Es gibt keine eindeutige Lichtquelle, die Hintergründe sind irritierend neutral, die Farbgebungen merkwürdig eintönig.
Die abgelichteten Personen sind umgeben von einer stummen Sterilität. Eine der Installationen zeigt auf sieben Monitoren Mädchen von den Knien abwärts - alle tragen rote glitzernde Schuhe. Ganz langsam, fast im Zeitlupentempo bewegen sie die Füße, bis sie unvermutet mit einem lauten dumpfen Klang zusammengeschlagen werden. Hier, wie auch in allen Arbeiten von Heike Mutter, wirkt die angedeutete Handlung beunruhigend absurd.
"Die Künstlerin zeigt den Menschen als Teil einer Situation, die keine schlüssige Bedeutung zulässt", urteilt Dr. Kirkpatrick. Dafür steht auch eine Reihe mit großformatigen Fotografien im biederen Braunton, die einen Mann und eine Frau in einem Hausflur zeigen. Eine Aufnahme präsentiert den jungen Mann, nur mit Schuhen bekleidet, in einer Pose wie vor einem Laufwettbewerb. Die junge Frau als Akt - ihr Kopf wird überdies vom oberen Rand des zweiten Fotos abgeschnitten - nimmt eine Haltung ein, als ob sie rückwärts fallen würde. Eine dritte Aufnahme schließlich bildet das Paar zusammen ab: Einander gegenüber, aber beziehungslos sitzen sie auf dem Fußboden. Gail Kirkpatrick: "Heike Mutters Fotografien sind in diesem Sinne Verweigerungen. Die Bedeutung der Fotografie als Medium von Informationsmitteilung, erfährt durch ihre künstlerische Arbeit eine ironische Negation".
Heike Mutter (Jahrgang 1969) hat an der Fachhochschule für Gestaltung in Pforzheim und Karlsruhe und an der Kunsthochschule für Medien in Köln studiert. Ihre OEuvre umfasst Fotografien, Video- und Installtationsarbeiten. (bis 11. März 2001; Städtische Ausstellungshalle Am Hawerkamp 22, Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 16 - 20 Uhr, Samstag und Sonntag 12 - 18 Uhr)