"Die Stadt und ihre Bürgerschaft sind nicht verantwortlich, wenn jemand Flüchtling wird. Wir werden aber wohl verantwortlich, wenn jemand hier Flüchtling bleibt", bringt Stadträtin Dr. Klein die Sache auf den Punkt. Elementare Voraussetzung für Verständigung und Integration sei das Vermitteln von Sprache. Daneben habe sich die Sozialpolitik ganz besonders an die Kinder und Jugendlichen der Flüchtlingsfamilien zu richten.
Die städtischen Stiftungen setzen ihr Programm "Flüchtlingskinder" fort. Mehr Aufmerksamkeit benötigen noch die Bereiche Schule, berufliche Qualifikation und Jugendhilfe. "Arbeitsamt und Sozialverwaltung sind sich einig, dass in puncto Qualifikation und Arbeit für Flüchtlinge Handlungsbedarf besteht", stellt die Sozialdezernentin fest. "Sobald der Bundesgesetzgeber den erforderlichen Spielraum zur Arbeitsaufnahme für Erwachsene und Jugendliche schafft, werden wir hier in Münster gemeinsam handeln."
Bei der Finanzierung setzt die Sozialdezernentin auf hohe Effektivität durch Bündelung von Angeboten. Außerdem gelte es etwa über EU-Projekte externe Finanzierungsquellen zu erschließen. Sparsam wirtschaften müssen übrigens auch die etwa 3500 münsterschen Füchtlinge, die Leistungen des Sozialamtes beziehen und von denen rund 1300 in Übergangswohnheimen leben. Grund: Das Asylrecht gibt Flüchtlingen einen anderen Status als deutschen Familien.
Agnes Klein: "Eine vierköpfige deutsche Familie muss im Monat mit 1623 Mark plus einmaligen Beihilfen auskommen. Die entsprechende Flüchtlingsfamilie erhält 223 Mark weniger. Schafft sie Sachzwänge, um eine Ausweisung zu blockieren, entfallen nochmals 200 Mark." Beihilfen für Bekleidung erhalten Flüchtlinge nicht. Oft besteht die Unterkunft aus einem einzigen Raum für vier Personen.
Mehr Verständnis und Verständigung zwischen Flüchtlingen in Einrichtungen und deutschen Nachbarn erwartet die Sozialdezernentin vom neuen Projekt "Nationworker". Manche Belastungen rühren daher, dass Flüchtlinge sich anders benehmen, weil sie die hiesigen Sitten nicht kennen Hier sind Nationworker Brückenbauer. Sie sprechen die Sprache der Flüchtlinge, kennen ihre Lebensgewohnheiten, sind aber bereits hier integriert. Deshalb können sie aufklären, Verhaltensänderungen herbeiführen und helfen Vorurteile abzubauen.