Das Phänomen, das Hausfrauen und -männer von eingelaufenen Kleidungsstücken kennen, gibt Rätsel auf: Wie ist es möglich, dass die Stadt sich verkleinert, ohne dass an ihren Grenzen gerüttelt wurde? Eine Antwort auf diese Frage hat der Leiter der Katasterabteilung im Vermessungs- und Katasteramt Karl Wendland. Danach sind historisch bedingte Messungenauigkeiten Grund für die Schrumpfung.
Jedes Jahr bilden seine Mitarbeiter die Flächensumme aller im Liegenschaftskataster nachgewiesenen Flurstücke (rund 92 000). Einbezogen werden dabei auch Flurstücke, deren Flächenangaben auf Messungen beruhen, die im Extremfall 170 Jahre alt sind. War jedoch zu Zeiten der "Urvermessung" ein Zehntel einer Preußischen Rute (eine Rute: 3,776 Meter) die kleinste Maßeinheit bei Vermessungen, so sind heute millimetergenaue Messungen auf größere Entfernungen möglich. "Diese Messgenauigkeiten wirken sich natürlich auf die Größenangaben der Flurstücke aus", erläutert Wendland.
Die Konsequenzen dieser Berechnungen halten sich jedoch in Grenzen: "Werden die Ungenauigkeiten behoben, kommt es – eben nur auf dem Papier – zu Flächenänderungen. Die bestehenden Grundstücksgrenzen bleiben unangetastet", so der Leiter der Katasterabteilung.
Neben der Gesamtfläche des Stadtgebiets werden jährlich auch die Flächensummen einzelner Nutzungsarten ermittelt. Daraus ergibt sich, dass etwas mehr als die Hälfte des Stadtgebiets landwirtschaftlich genutzt wird. Weniger als 20 Prozent sind Gebäude- und Freiflächen, weitere 46 Quadratkilometer werden von Wald bedeckt.
Schließlich werden die Flächenangaben auch für die einzelnen Gemarkungen ermitttelt. Danach beträgt der Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Roxel knapp 71 Prozent der Fläche, dicht gefolgt von Nienberge mit 70,5 Prozent. Die waldreichste Gemarkung ist Hiltrup mit fast einem Drittel der Gesamtfläche.
Wer sich nach der Neuberechnung als Münsteraner Sorge um den Bestand macht, kann durch die Vergleichswerte anderer Städte beruhigt werden. Mit seinen über 300 Quadratkilometern Fläche bleibt Münster landesweit zweitgrößte Großstadt hinter Köln (405,15).