"Night on Earth trifft einen programmatischen Schwerpunkt der Hawerkamphalle", so deren Leiterin, Dr. Gail Kirkpatrick. "Wir präsentieren künstlerische Positionen zu Aspekten zeitgenössischen Lebens in sozialer, gesellschaftlicher Hinsicht". Auch die von Ralf Christofori kuratierte Ausstellung - in Münster noch in Erinnerung von "Colour me Blind! (1999) - decke Zusammenhänge, Strukturen und Handlungsweisen auf, welche die Komplexität unseres heutigen Lebens definieren. Gail Kirkpatrick: "Die Ausstellung ‚Night on Earth‘ erzählt vom alltäglichen oder auch nicht so alltäglichen Leben, nachdem die Dunkelheit angebrochen ist".
Hatty Lees dreiteilige Arbeit "Angell Town" greift zunächst eine anonyme Perspektive auf, die nach und nach individuelle, gar persönliche Züge annimmt. Die Aufnahmen der britischen Künstlerin zeigen die Fassaden dreier gleicher Wohnblocks, in deren uniformen Wohneinheiten doch völlig unterschiedliche soziale Erscheinungen sichtbar werden. Ralf Christofori: "Das architektonisch und städtebaulich Immergleiche wird so zum Szenario individueller Lebensläufe und Lebensentwüfe, die insbesondere nachts hinter den Fenstern aufleuchten".
Der Besucher trifft in der Hawerkamphalle auf verschiedenste Varianten, die Nacht als Handlungsraum zu begreifen. Nightlife, Ämüsement, Traum, Überwachung, Intimität oder kriminologischer Tathergang werden gleichermaßen thematisiert. Im Londoner Nachtleben bewegt sich Henry Bond (England). Die Fotografien, die bei seinen Streifzügen entstehen, sind Zeugnisse eines sozialen Gefüges zwischen Anonymität und Intimität, in dem sich die Nacht als Lebensraum behauptet.
Alain Declercq weckt in seiner Videoarbeit Erinnerungen an die Rekonstruktion von nächtlichen Verbrechen in TV-Bildern. Das oft erinnerte Ausgangsbild - eine verlassene Limousine auf einem Waldweg - könnte bei dem französischen Künstler das gleiche sein. Das Video wird in dieser Installation indes zum Augenzeugen eines inszenierten Gewaltaktes. "Rendez-Vous avec X" schildert die nächtliche Entführung eines Unbekannten, welche - gefilmt in der Manier von Reality-TV - die bloße Vorstellung in die Realtität zurückzuholen scheint. Declercq behauptet, dabei gewesen zu sein: "So haben wir es erlebt. So wurde es rekonstruiert".
Zur Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, eine Publikation mit zahlreichen Farbabbildungen sowie Texten von Gail Kirkpatrick, Michael Schreibel und Ralf Christofori (28 Mark).
"Night on Earth" bis 30. Mai 2001 mit Arbeiten von Henry Bond (England), Adam Chodzko (England), Alain Declercq (Frankreich), David Deutsch (USA), Serge De Waha (Luxemburg/Deutschland), Willie Doherty (Nordirland), Alicia Framis (Spanien/Niederlande), Hatty Lee (England), Matthew Mc Caslin (USA), Seamus Nicolson (England), Sophy Rickett (England), Stefanie Schneider (Deutschland/USA). Öffnungszeiten: Donnerstag - Freitag 16 bis 20 Uhr, Samstag/Sonntag 12 bis 18 Uhr.