"Noch bis in die Siebzigerjahre hinein galten Infektionskrankheiten als fast besiegt. Die Eindämmung von Krankheiten wie Kinderlähmung, Diphtherie oder Tuberkulose war nicht zuletzt Folge der verbesserten Hygiene, der besseren Lebensumstände und erfolgreicher Impfprogramme", so Dr. Axel Iseke, Kinderarzt am städtischen Gesundheitsamt. Spätestens die weltweite Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids, wiederkehrende Ausbrüche von Masern oder importierte Krankheiten aus Urlaubsländern hätten aber gezeigt, dass Infektionskrankheiten immer noch eine Gefahr für die gesamte Bevölkerung sind, so der Mediziner weiter.
Allein durch staatliche Kontrolle seien diese Krankheiten kaum aufzuhalten. Deshalb verfolge das neue Infektionsschutzgesetz konsequent die Infektionsvermeidung durch Aufklärung. Es nehme den Einzelnen und Gemeinschaftseinrichtungen, die regelmäßig Kinder betreuen, stärker in die Pflicht.
"In Kindergärten und Schulen können sich Infektionskrankheiten besonders rasch ausbreiten", erläutert Dr. Iseke. Daher müssen diese Einrichtungen auftretende Infektionen melden, damit die Gesundheitsämter immer den aktuellen Überblick haben.
Seit Januar 2001 sind zudem Eltern verpflichtet, die Gemeinschaftseinrichtungen ihrer Kinder über bestimmte Krankheiten zu informieren. "Eltern sind es gewohnt, die Krankheiten der Kinder der Erzieherin oder dem Lehrer mitzuteilen. Alle kennen Aushänge wie 'Windpocken in der Bärengruppe' oder ähnliche Zettel an der Eingangstür des Kindergartens", so der Kinderarzt. Dieses gut funktionierende "Meldewesen" werde durch das Gesetz lediglich verbindlich geregelt. Das Gesundheitsamt hat zusammen mit dem Amt für Kinder, Jugendliche und Familien Informationsblätter mit Hinweisen auf die wesentlichen Neuregelungen an Schulen und Kindergärten verteilt.
"Das neue Infektionsschutzgesetz ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den früheren Bestimmungen", ist Dr. Iseke überzeugt. Es setzt auf die gemeinsame Verantwortung aller Beteiligten und potenziell Betroffenen. "So eröffnet es die Chance, Infektionskrankheiten weiter zurück zu drängen und abwehrgeschwächte oder aus gesundheitlichen Gründen ungeimpfte Personen wirkungsvoll vor Ansteckung zu schützen", betont der Kinderarzt am Gesundheitsamt.